Hundehalter gerät in Beißerei
Zwei Kangalen attackierten die Dalmatiner-Hündinnen von Sascha Lauterbach. Der Angriff ist kein Einzelfall.
Ückerath. Es ist ein Albtraum, den Sascha Lauterbach in der Nacht von Freitag auf Samstag erlebt hat: Der 36-Jährige will mit seinen beiden Dalmatiner-Hündinnen Carmen und Marlene nur noch mal schnell Gassi gehen. Auf der Dantestraße/Ecke „In Ückerath“ sieht er sich plötzlich zwei ausgewachsenen Kangalen gegenüber. Vom Besitzer der Hunde, deren Rasse auf türkische Hütehunde zurückgeht, weit und breit keine Spur. „Ohne Grund haben sich beide Hunde auf uns gestürzt. Es war schrecklich.“
Sascha Lauterbach, Hundehalter
Während sich eine Dalmatiner-Hündin von der Leine los reißen und flüchten konnte, entwickelte sich für die anderen Beteiligten in den nächsten Minuten ein blutiger Kampf: Hier Hundebesitzer Lauterbach, der seine Hündin schützen will, dort die beiden wuchtigen Kangalen, die sich in Marlene verbeißen. Lauterbach wirft sich schützend über seinen Dalmatinerin, „ich habe minutenlang versucht, die Bisse abzuwehren und um Hilfe geschrien. Aber niemand kam.“ Irgendwann gelang es ihm, die blutende und schwer verletzte Hündin in einen Hauseingang zu legen. Voller Adrenalin und unter Schock schafft es der 36-Jährige, mit einer Laufleine die aggressiven Hunde an eine Laterne zu binden.
„Dann rannte ich zu meiner verängstigten schreienden Hündin Carmen nach Hause und brachte sie in die Gaststätte ,An d’r Weyh’ gegenüber meiner Wohnung. Ins Haus konnte ich nicht, weil mein Schlüssel noch am Tatort lag.“ Dort versuchen mittlerweile Polizei und Feuerwehr die Hunde zu bändigen, das aggressive Männchen musste sogar narkotisiert werden. Beide Kangalen wurden ins Tierheim Dormagen gebracht, wo sie noch am gleichen Tag wieder abgeholt wurden.
Seit gestern sind die beiden Kangale nicht mehr in Dormagen, sagt Stadtsprecher Swen Möser. Er erzählt eine skurrile Geschichte: Demnach waren Mitarbeiter des Ordnungsamtes an der Straße In Ückerath, wo die beiden Hunde in einem Garten mit viel zu niedrigem Zaun untergebracht waren. Der Halter gab an, die Tiere wegen einer angeblichen Einbruchsserie im Umkreis „ausgeliehen“ zu haben. Möser weiter: „Er hat sich dann an einen türkischen Landmann in Dormagen gewandt, der wiederum jemanden in der Eifel mit diesen Hunden kannte.“ Die Polizei bestätigt die Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung, „der Besitzer der beiden Kangalen wurde ermittelt. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen“, sagt Polizeisprecherin Diane Drawe.
Sascha Lauterbach ist noch immer geschockt, lässt sich psychologisch betreuen. Der gebürtige Berliner ist Moderator, arbeitete für Radiosender in der Hauptstadt und aktuell beim Verkaufssender QVC in Düsseldorf. „Vor drei Jahren bin ich nach Dormagen gezogen. Hier haben meine Hunde einen schönen großen Garten, und wir lieben die Menschen hier.“ Lauterbach hofft, bald wieder ungezwungen mit seinen Hunden nach draußen gehen zu können.
Diese Attacke ist kein Einzelfall. Zehn Tage zuvor war Anne Scheffler Opfer des weiblichen Kangals geworden. Die Ückeratherin war mit ihrem dreijährigen Chihuahua-Mischling am Feld spazieren. „Auf dem Rückweg kamen wir an diesem Garten vorbei. Der Kangal sprang dann mit einem Satz über den Zaun und jagte meinen Hund.“ Der rannte zwar fort, ergab sich aber, indem er sich auf den Rücken legte. „Ich habe geschrien, bin dazwischen, habe meinen Hund geschnappt und bin weg gelaufen. Der Kangal rannte hinter uns her, ehe er nach Gohr abbog.“ Als Scheffler später den „Besitzer“ ansprach, war der „überrascht, weil er überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass ein Hund weg ist. Seitdem habe ich einfach nur Angst beim Spaziergang.“