Indische Schwestern gründen eine Ordensniederlassung

Die Frauen leben im „Haus Monika“ und arbeiten im Krankenhaus.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Sie sind jung, voller Energie und haben immer ein Lächeln auf den Lippen: Vier indische Schwestern des international tätigen Ordens „Sisters of the Adoration of the Blessed Sacrament“ — die Schwestern von der Anbetung des Allerheiligsten — wohnen und beten seit Februar im „Haus Monika“ auf dem Gelände des Johanna-Etienne-Krankenhauses.

„Wir wurden sehr herzlich aufgenommen und wissen, dass wir gebraucht werden“, erzählt Oberin Schwester Amala in fließendem Deutsch. Sieben Jahre lang waren die 47-Jährige und ihre Mitschwestern Christy (31) und Ruby Rose (34) in Bad Neuenahr/Ahrweiler tätig, bevor sie nach Neuss gerufen wurden. Jüngstes Mitglied des neuen Neusser Konvents ist Schwester Angel Maria (24), die erst vor einem halben Jahr aus der indischen Stadt Kerala, wo der Orden 1908 gegründet wurde, nach Deutschland gekommen ist.

„Wir sind alle jenseits der 75. Es wird Zeit, dass junge Ordensschwestern nachfolgen“, erzählt Schwester Josefa (77), seit 50 Jahren Mitglied im Orden der Augustinerinnen und seit 1999 Oberin im Johanna-Etienne-Krankenhaus. Sie hat die vier indischen Schwestern nach Neuss geholt — drei weitere werden in den nächsten Monaten folgen.

Dass eine Ordensgemeinschaft in Neuss eine neue Niederlassung gründet, ist ein seltenes Ereignis — zumal sowohl die Augustinerinnen als auch die Benediktinerinnen im Kloster Kreitz in Holzheim über Nachwuchssorgen klagen. Die Blütezeit der Orden ist in Neuss — wie anderer Orts — längst passé. „Umso schöner ist, dass jetzt junge Schwestern eines noch jungen Ordens nach Neuss gekommen sind und auch dort bleiben“, sagt Oberin Josefa. Dank des Neusser Konvents hat deren indischer Orden jetzt sogar eine eigene Provinz Köln.

Um 5 Uhr stehen die indischen Schwestern auf, um 6 Uhr beginnen sie die Frühschicht auf unterschiedlichen Stationen — in der Chirurgie, in der Orthopädie und in der Schlaganfall-Einheit. Angel Maria macht zurzeit ihr Jahrespraktikum. Nach der Arbeit gehört der Rest des Tages vor allem dem Gebet und der Andacht. Hierfür hat ihnen Bischofsvikar Monsignore Markus Hofmann eine eigene Kapelle im „Haus Monika“ geweiht. Messen besuchen die vier unter anderem in St. Josef, Christ König und St. Marien.

Die vier versorgen sich selbst, kochen meist indisch. „Aber wir mögen auch Pommes und deutsche Küche“, sagt Schwester Ruby Rose — und lächelt. Obwohl — das ein oder andere vermissen die Schwestern, besonders an kühlen Tagen. „Wir mögen den Winter nicht besonders“, gestehen sie. „Außerdem muss ich hier erst einen Termin machen, bevor ich jemanden besuche. In Indien ist jeder immer willkommen“, sagt Schwester Amala. Um Freunde und Familie zu besuchen, reist sie mit ihren Mitschwestern alle zwei Jahre für etwa zwei Monate nach Indien.