Internationale Weihnachtsbräuche: So feiern Kaarster aus Spanien, Italien und Co. das Fest

Kaarst. Weihnachtsbräuche gibt es so viele wie Nationen, die das Weihnachtsfest feiern. Was aber, wenn man als Ausländer in Kaarst lebt? Feiert man typisch deutsch? Oder pflegt man die Bräuche, die man aus der Kindheit in seinem Heimatland kennt?

Foto: Fries

Bei den meisten Kaarstern gehört ein Weihnachtsbaum offenbar zum Fest dazu, die Bescherung am Heiligen Abend ist ebenfalls Tradition und sogar bei der Festtafel haben sich manche Familien deutschen Traditionen angeschlossen.

Philomena Holler, gebürtig aus Kalabrien

Remedios Fries (54) stammt aus Spanien. Dort lernte sie vor 30 Jahren ihren jetzigen Mann, den Galeristen Stefan W. Fries (55) kennen. Das Paar hat eine 26-jährige Tochter. Sie heißt Reme. „Wir werden auf jeden Fall in Familie machen“, erklärt die 54-Jährige. Und es wird ein Fondue geben, das ist in Spanien absolut unüblich. Aber auch ein anderes, in Deutschland ganz typisches Heiligabend-Gericht, würde an den Festtagen in Spanien wegen seiner Schlichtheit niemals serviert: Würstchen mit Kartoffelsalat. Aber die Spanier lieben es ebenfalls süß. Doch statt Lebkuchen und Spekulatius heißen die beliebtesten Süßigkeiten dort Turrón und Polvorones.

In Remedios Fries’ Heimat ist Weihnachten ein sehr geselliges Fest und auch bei der Familie in Kaarst hat sich Besuch angesagt — ein bisschen wie in Spanien wird sie sich also schon fühlen. Und wenn sie ihrer Tochter einen Euro-Schein zusteckt, ist das ebenfalls typisch für ihr Heimatland: Junge Leute erhalten dort zu Weihnachten ein „Aguinaldo de Navidad“, eine Art Weihnachts-Trinkgeld, um die Weihnachtstage mit Freunden genießen zu können.

„Der Heiligabend ist in Italien nicht so bedeutsam“, sagt Philomena Holler. Die heute 55-Jährige ist vor 48 Jahren mit ihren Eltern aus Kalabrien nach Schiefbahn gekommen und lebt mit ihrem Sohn Alexander in Kaarst. Der 22-Jährige wird seine Geschenke an Heiligabend bekommen und es wird auch, zum ersten Mal seit vielen Jahren, wieder einen echten Weihnachtsbaum geben. Das ist nicht selbstverständlich. Denn in Philomena Hollers Heimat hat kaum jemand einen echten Tannenbaum. „Weil Tannen im Süden von Italien Mangelware sind“, erklärt sie.

Auch die Geschenkeberge sind dort bei weitem nicht so hoch wie jenseits der Alpen. „Dafür gehört in jeden italienischen Haushalt eine Krippe“, erzählt Philomena Holler. Das ist typisch italienisch und auch diesen Brauch wird die 55-Jährige gerne pflegen: Zu Weihnachten kommt Fisch auf den Tisch.

In Vorst feiern der aus Indien stammende Gastronom Rajiv Datt (52) und seine griechische Ehefrau Maria (58) ein Multikulti-Weihnachtsfest. Mit dabei: Die 27-jährige Tochter und der aus Nigeria stammende Schwiegersohn. „Bei uns zu Hause waren Lammkoteletts zu Weihnachten etwas Besonderes, aber die griechische Tradition hat keinen Einfluss auf unseren Speiseplan“, sagt die 58-Jährige und stellt klar: „Am ersten Feiertag gibt es bei uns Rouladen.“

Und die Gastronomin weiß gar nicht so recht, ob man in Griechenland unter dem Weihnachtsbaum feiert — und das ist ihr auch egal: „Wir haben hier immer einen Tannenbaum.“ Und egal, ob Griechisch-Orthodoxe, Katholiken, Moslems oder Hindu — bei den Eheleuten sind alle willkommen, unabhängig davon, an welchen Gott sie glauben.