Internet-Portal der Händler gehtnach Weihnachten an den Start
Auf der neuen Online-Plattform können sich alle Geschäfte der Innenstadt präsentieren.
Neuss. Der Wandel im Handel erreicht die Neusser Innenstadt. Zum Jahreswechsel soll es erstmals ein Internet-Portal geben, das alle Geschäfte in der Innenstadt auf einer Plattform präsentiert und Einkäufern als Wegweiser auf dem Smartphone zum gewünschten Produkt oder Geschäft dient. Das Projekt läuft bei Neuss Marketing unter dem Titel „Digitales Schaufenster“ und wird voraussichtlich Ende des Jahres ans Netz gehen.
Die Informationen zu den 360 Einträgen — also Öffnungszeiten, Adresse, Internetadresse und das Angebot im Geschäft — sind zusammengetragen, Fotos der Geschäfte gemacht. Nun wird alles bei einer Neusser Agentur zum fertigen Portal zusammengefügt. Wenn die Testversion vorliegt, soll sie den Händlern zunächst noch einmal gezeigt werden.
„Wir kommen gut voran. Wir haben viel Arbeit investiert“, sagt Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing im Gespräch. „Aber wir starten erst, wenn alles absolut reibungslos funktioniert.“ Das bedeutet auch: Das Weihnachtsgeschäft in der Innenstadt muss noch ohne den digitalen Helfer auskommen — das aber immerhin zum letzten Mal. Das Portal wird in der Innenstadt nicht nur über das mobile Internet erreichbar sein, sondern auch über das freie und kostenlose WLAN-Netz, das derzeit dort installiert wird.
Vier von neun in der ersten Ausbaustufe geplanten Hotspots sind bereits installiert, aber noch nicht in Betrieb. Die restlichen Hotspots (also öffentliche, drahtlose Zugangspunkte) sollen bis zum Jahresende folgen und somit die Innenstadt flächendeckend mit schnellem Internet versorgen. Wer dies nutzt, muss sich einloggen und landet dann automatisch auf der Startseite des digitalen Schaufensters. Über eine Suchfunktion können dann zum Beispiel Nutzer, die eine Hose kaufen möchten, diesen Begriff eingeben und erhalten automatisch alle Geschäfte angezeigt, in denen sie fündig werden können.
In nächsten Schritten könnten dann etwa Werbeaktionen in dem Portal, Gutscheine oder Verlinkungen zu den Webseiten der Geschäfte eingebaut werden. Ähnliches funktioniert etwa in der österreichischen Stadt Linz, wo der dortige Cityring ein solches Portal im Internet betreibt.
Dass die Neusser Innenstadt digital wird, ist ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit des stationären Einzelhandels. Denn der Online-Handel nimmt den Geschäften in der City immer mehr Kaufkraft weg. „Wir werden diese Entwicklung nicht aufhalten, also müssen wir versuchen, die Innenstadt attraktiv zu halten mit hoher Aufenthaltsqualität“, sagt Sturm. Der Einzelhandel kann vom Online-Boom auch profitieren, wenn er dessen Stärken nutzt.
Andere Städte sind da bereits weiter: In Wuppertal etwa gibt es das Projekt „Online-City“. Das ist ein Online-Shop, bei dem lokale Händler ihre Produkte einstellen können. Kunden können sie im Netz kaufen und sie sich noch am selben Tag liefern lassen oder an einem Abholschalter in der Innenstadt einladen.
Und in Mönchengladbach hat der Onlinehandel-Pionier Ebay ein europaweit einzigartiges Pilotprojekt gestartet, bei dem mehr als 50 Einzelhändler einen lokalen Online-Marktplatz bilden — der aber weltweit via Ebay angebunden ist. Sollte das funktionieren, will Ebay dies auch auf andere Städte ausweiten.
So weit ist Neuss aber noch nicht. „In vielen Städten laufen solche Pilot-Phasen, alle experimentieren“, berichtet Jürgen Sturm von Neuss Marketing. „Wir verfolgen sehr genau, wie es sich entwickelt.“