Jahresbilanz der Stadtwerke: Wachsen gegen den Trend
Stadtwerke erhöhen Investitionen in erneuerbare Energien.
Neuss. Eine zufriedenstellende Bilanz des Jahres 2012 haben am Freitag die Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss (SWN) gezogen.
Der lange Winter hat dem Konzern ein gutes Ergebnis beschert. Zwar wurde weniger Gas und Strom verkauft, aber immer mehr Neusser heizen mit Fernwärme (plus 20,3 Prozent).
Heinz Runde, Vorsitzender der Geschäftsführung, spricht sogar von einem der besten Geschäftsjahre überhaupt, zumal der Branchentrend ein anderer sei. Der Wettbewerb werde immer härter, so Runde auch mit Blick auf die insolventen Anbieter Teldafax und Flexstrom. Es gelte jetzt, abgewanderte Stromkunden wieder zurückzugewinnen.
Die Stadtwerke haben mit einem Umsatz von 216 Millionen Euro das Geschäftsjahr leicht über dem Vorjahresergebnis abgeschlossen, der Jahresüberschuss liegt deutlich über dem Planansatz (s. Kasten). Die klassischen Versorgungsfelder Strom und Gas bleiben die wichtigsten Sparten, der Marktanteil liegt bei 80 Prozent.
Beim ÖPNV verzeichneten die Stadtwerke einen Rückgang um 300 000 Fahrgäste (hier vor allem weniger Schüler), dafür gingen mehr Menschen baden: „Die Entwicklung der Bäder und der Eissporthalle hat sich sehr erfreulich entwickelt“, berichtet Geschäftsführer Stephan Lommetz, Verluste bei den Bädern konnten so deutlich reduziert werden.
Die Stadtbad-Schwimmer halten ihrem Bad die Treue, das Nordbad konnte mit einem Zuwachs von 5 Prozent mehr Besucher gewinnen. Der Wasserabsatz in Neuss ist wieder leicht angestiegen.
Zufrieden ist man bei den Stadtwerken mit der Entwicklung der Sparte Contracting. Über die Tochter German Contract wurden 2012 rund 300 Heizanlagen mit einem Investitionsvolumen von mehr als 6 Millionen Euro errichtet.
Investiert wurden insgesamt fast 20 Millionen Euro. Die SWN wollen in Zukunft verstärkt auf Investitionen in erneuerbare Energien setzen und die Eigenenergieerzeugung weiter ausbauen.
Die Strategie lautet „konservativ und kontinuierlich“, doch für eine erfolgreiche Energiewende vor Ort müsse dennoch viel Geld in die Hand genommen werden, sagt Runde. „Wir mutieren von einem klassischen Strom- und Gasanbieter zu einem Unternehmen mit mehreren Säulen“, erläutert Lommetz.
Seit 2010 arbeitet die Sonne für die Stadtwerke: Dazu gehören die Photovoltaikanlagen im Taubental und an der Moselstraße. Neben der Einspeisung von Biogas wird auch die Planung der Windenergieanlagen in Hoisten vorangetrieben.
Eine wesentliche Aufgabe komme auch mit der Übernahme weiterer kommunaler Aufgaben auf die Stadtwerke zu, so Runde. Schon jetzt ist das Tiefbauamt als Eigenbetrieb ausgegliedert, die Integration des Bereichs Grünflächen in die SWN-Tochter AWL wird diskutiert.