Polizei in Neuss sucht 52 Jahre alten Mann Morddrohung: Jobcenter geschlossen
Neuss. · Polizei sucht 52 Jahre alten Mann, der mit einer Bluttat im Jobcenter Neuss gedroht hat.
Nach Morddrohungen gegen die Belegschaft des Job-Centers ist die Einrichtung an der Karl-Arnold-Straße am Freitag sicherheitshalber geschlossen geblieben. Geschäftsführer Wolfgang Draeger hatte sich dazu am Morgen entschlossen, weil die Polizei den namentlich bekannten Täter, nach dem seit Donnerstagnachmittag gefahndet wird, noch nicht dingfest machen konnte. Die Suche nach dem 52 Jahre alten Mann aus dem Rhein-Kreis dauert noch an. Für den Fall, dass er auch am Montag noch flüchtig ist, hat das Jobcenter des Rhein-Kreises vorsorglich das Sicherheitspersonal verstärkt und Personenkontrollen angekündigt.
Der Mann, der erst seit kurzer Zeit in den Akten der Arbeitsvermittler als Kunde geführt wird, war am Donnerstag im Einwohnermeldeamt der Stadt Düsseldorf ausgerastet. Dort war er, so gibt der Neusser Ordnungsdezernent Holger Lachmann den Bericht seiner Kollegen wieder, mit einer merkwürdig scheinenden Vermieterbescheinigung zu einer Neusser Adresse vorstellig geworden. „Er wollte einen Pass haben.“
Weil er den nicht bekam und daraufhin Verwünschungen und Drohungen ausstieß, schickte die Stadt Düsseldorf auch einen Warnhinweis ins Neusser Rathaus. Dort wurde ein Krisengipfel einberufen, weil damit gerechnet werden musste, dass der 52-Jährige im Integrations- oder dem Einwohnermeldeamt auftaucht. Dort war er schon einmal im Dezember unangenehm aufgefallen, doch war die Situation damals nicht derart eskaliert, dass die Polizei gerufen werden musste. Lachmann ordnete Sicherheitsmaßnahmen an. So mussten beispielsweise die Streifenbeamten des Kommunalen Service- und Sicherheitsdienstes (KSOD) stichfeste Schutzwesten tragen. Letztlich aber habe er sich entschlossen, die Dienstellen der Neusser Stadtverwaltung für den Publikumsverkehr geöffnet zu halten.
Der 52-Jährige hatte in seinem Toben keine Namen von Mitarbeitern des Jobcenters genannt, denen er etwas antun wollte. Aber er nannte das Jobcenter des Rhein-Kreises. Und dort hatte man nicht den Eindruck, dass der Mann nur ein Sprücheklopfer ist. „Die Art der Bedrohung hatte eine eigene Qualität“, sagt Draeger. Das sah auch die von ihm eingeschaltete und um eine Lagebewertung gebetene Polizei so. Die habe auch mit den Mitarbeitern über Verhaltensregeln gesprochen, sagt Polizeisprecher Hans Kalinowski.
Vor dem Polizeieinsatz im Jobcenter des Rhein-Kreises war die Nachricht von einer Messerattacke am Donnerstagmorgen auf eine Mitarbeiterin des Jobcenters Rottweil in Baden-Württemberg bekannt geworden. Dabei war die 50-jährige Angestellte schwer verletzt worden. Dass der 52-Jährige diese Situation als „Trittbrettfahrer“ ausnutzen wollte, wird derzeit ausgeschlossen.
Im Herbst 2012 war es auch in einem Büro der Jobcenter-Nebenstelle Stresemannallee zu einem Messerangriff gekommen. Damals erstach ein marokkanischstämmiger Arbeitsloser die für ihn zuständige Sachbearbeiterin mit einem Küchenmesser. Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt und für einer Debatte über Sicherheitseinrichtungen in öffentlichen Amtsstuben gesorgt. In den Jobcenter-Neubau am Hauptbahnhof, der im Herbst 2013 fertiggestellt wurde, flossen viele dieser Überlegungen ein. „Wir verfügen über ein ausgeklügeltes Notrufsystem“, sagt Draeger, der seit gut einem Jahr Geschäftsführer der Behörde ist. Aber das sei bisher nur zu Schulungszwecken benutzt worden.
Nötig scheint es aber mehr denn je. Es sei festzustellen, sagt Draeger, dass die verbalen Übergriffe, Beleidigungen und Drohungen in den Behörden weiter zunehmen. Und das nicht nur in seiner Dienststelle, wie er aus dem Austausch mit Kollegen weiß. „Dafür möchte ich aber keinen Raum lassen“, stellt er klar.