Jubiläum der Pfarre Heilig Geist

Die Kirchengemeinde in der Nordstadt feiert ihr 50-jähriges Bestehen.

Foto: Berns

Nordstadt. Wer einmal die Heilig-Geist-Kirche betritt, wird den kleinen Kirchenraum an der Neusser Weyhe so schnell nicht vergessen: Über dem Altarraum ein Sternenzelt, rechts der Einzug der Tierpaare in die Arche Noah und Moses mit den zehn Geboten; links der Kreuzweg und Petrus, der über den See Gennesaret läuft — alles auf die wesentlichen Grundformen reduziert. Die modernen Bilder in hellblau, senf-gelb, olivgrün, rosé und weiß, die der 2014 verstorbene Künstler Georg Ettl aus Viersen 1992 bis 1999 schuf, erstrecken sich über alle Wände und Decken des kubischen Kirchenraums. „Ein Gesamt-Kunstwerk biblischer und auch weltlicher Motive; dargestellt sind etwa Massentierhaltung oder die Rodung des Urwalds“, erklärt Joachim Goerdt, Stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands.

Die 50-jährige Geschichte der Pfarre Heilig Geist mutet so bunt an wie ihr Innenraum: Im März 1967 dokumentierte Erzbischof Josef Frings die Gründung der Kirchengemeinde. Zunächst feierten die Gläubigen ihre Gottesdienste in der Pausenhalle der Don-Bosco-Schule, wo sich heute die Grundschule „Die Brücke“ befindet; ab 1969 in einer gebrauchten „Pavillonkirche“ aus Holz. 1971 begann der Bau von Kirche und Pfarrzentrum. Doch erst Ende der 1980er Jahre entsteht aus dem unscheinbaren Flachdachbau der 1970er Jahre nach einer aufwändigen Umbauaktion unter der Leitung des Architekten Rolf Link die heutige Heilig-Geist-Kirche, mit einem oktogonal angelegten Fensterturm über dem Altar, Schrägdach und der Orgel mit 990 Holz- und Metallpfeifen.

„Früher waren Kirchenraum und Pfarrzentrum eins — das ist eigentlich nicht zulässig“, erinnert sich Karlheinz Ehbauer, Mitglied im Pfarrgemeinderat, im Kirchenvorstand und im Büchereiteam von Heilig Geist. Anfang der 90er beauftragte der Kirchenvorstand Ettl mit der Innengestaltung und ließ ihm weitgehend freie Hand. „Anfangs erregten sowohl die architektonische Gestaltung, etwa die weißen Kacheln an den Innenwänden, als auch die Ausmalung, die vielen zu progressiv erschien, Empörung“, bemerkt Joachim Goerdt. Mittlerweile wird das Kunstwerk bewundert — immer wieder führt der Kirchenvorstand Besuchergruppen durch den Raum. „Eine solche Ausmalung ist im gesamten Bistum einmalig“, sagt auch Pfarrer Hans Günther Korr, der den Seelsorgebereich Neuss Nord betreut. „Die Kirchengemeinde Heilig Geist ist mit 1600 Seelen zwar klein, aber sehr selbstbewusst und aktiv.“

Trotz des architektonischen und künstlerischen Werts ihres Gotteshauses sei der Erhalt des Gotteshauses im Seelsorgebereich Neuss Nord aber keineswegs gesichert, vor allem aus Kostengründen, räumt Goerdt ein. Schon vor Jahren drohte die Schließung der Kirche im Rahmen des Programms „Zukunft jetzt“.

Heute versuchen die Verantwortlichen den Erhalt der Kunstkirche durch Mieteinnahmen zu sichern. „Im Pfarrzentrum ist ein Kindergarten untergebracht und sieben Bands proben in den Kellerräumen der Kirche“, berichtet Goerdt.