Jugendliche beackern den Schulhof
In der Realschule Büttgen ist das Projekt Gemüse-Ackerdemie gestartet. Die Schüler pflanzen ihr eigenes Gemüse und lernen dabei etwas zu Natur und Landwirtschaft.
Kaarst. Auf dem Gelände der Gesamtschule Büttgen wird seit einigen Wochen im Sinne des Wortes geackert: In kleinen Gruppen bearbeiten Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis acht eine 90 Quadratmeter große ehemalige Rasenfläche. Während Bennet (10), Lena (10) und Lillian (10) den Boden mit Hilfe von Spaten und Harken auflockern, zieht Lukas (11) sorgfältig Rillen für die erste Pflanzung von Kartoffeln, diversen Kohlsorten, Möhren und Salat am 28. April. „Der Anfang war am schwersten“, sagt Lena. „Wir mussten die Grasnarbe abtragen und die Erde mit einer Schubkarre wegbringen“, ergänzt Marvin (12). Und Yannick (12) erklärt: „Dazu haben wir das Gras zuerst auseinander gezupft.“ Lehrerin Nadine Graber fügt schmunzelnd hinzu: „Das hat insgesamt vier Unterrichtsstunden gedauert, und alle hatten danach Muskelkater.“
Daniel Wienold, Schulleiter
Die Fachlehrerin für Biologie und Sport leitet mit Hilfe zweier Kollegen die freiwillige AG „Gemüse-Ackerdemie“. Der Verein Ackerdemia hatte im Herbst vergangenen Jahres eine Anfrage an Schulleiter Daniel Wienold gestellt. Das Bildungsprogramm gefiel ihm sofort. Nun läuft es seit Februar, und die Schüler sind mit Begeisterung bei der Sache.
„Ich finde es toll, etwas mit Größeren zusammen zu machen“, sagt Marvin. Jennifer liebt den Aufenthalt im Freien. Einmal pro Woche wechseln sich während der Mittagspause nun Theorie und Praxis ab. Ein Betreuer der Ackerdemie begleitet das Projekt, Landwirt Heinrich Hannen steht mit Rat und Tat zur Seite und leiht bei Bedarf auch Werkzeug aus.
Aktuell haben die Eltern der Schüler die benötigten Dinge aus den heimischen Kellern gespendet. „Wir wollen erreichen, dass die Kinder wissen, woher unsere Lebensmittel kommen und welche Arbeiten dazu gehören“, erklärt Wienold: „Nur die wenigsten Kinder sind durch das heimische Umfeld vorgeprägt, aber alle sind neugierig und gerne draußen.“ Außerdem fördere das Projekt das Gemeinschaftserlebnis. Alles geschehe ohne Druck, und es dürfen auch Fehler gemacht werden.
Ganz praktisch werde dabei der Umgang mit diversen Werkzeugen erlernt. Auch Schüler mit Behinderungen nehmen teil: „Das ist gelebte Inklusion“, sagt Wienold. Das geerntete Gemüse soll freitags nach der Schule verkauft werden; Eltern und Lehrer können Gemüseabos erwerben. Nadine Graber betont, dass das Projekt für fünf Jahre angelegt ist und bis zur Oberstufe nach Möglichkeit beibehalten werden soll. Ihre Hoffnung: „Wenn der Ernteerfolg sichtbar ist, bleiben die Schüler hoffentlich dabei.“
Aus der ersten Kartoffelernte möchte sie ein Feuer entfachen, außerdem einen Erntedankgottesdienst feiern. Traumziel ist die Verwendung des Gemüses für die angestrebte Frischeküche der Schule. Gegen Schädlinge wird übrigens nichts unternommen. „Sie werden eingesammelt“ erklärt Graber.
Finanziert wird das Projekt von der Schule, weil das von der Stadt bereitgestellte Budget keine Mittel dafür vorsieht. Sponsoren und der Förderverein springen ein, zudem nimmt die Schule an einem Wettbewerb um Spendengelder einer Bank teil.