Kaarst: Bücherei-Verbund mit ungewisser Zukunft
Die St. Martinus-Bücherei Kaarst feiert ihr 150-jähriges Bestehen.
Kaarst. "Die Frage nach einer städtischen Bücherei hat sich bisher noch nicht gestellt", sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Mit Blick auf die städtischen Finanzen ist er derzeit ganz froh, dass Kaarst keine eigene Bücherei unterhalten muss. Stattdessen unterstützt die Stadt die sechs im Bücherei-Verbund lose zusammengeschlossenen Bibliotheken der Pfarrgemeinden jährlich mit 25000 Euro.
Die älteste und größte Einrichtung in Kaarst feiert dieser Tage ihr 150-jähriges Bestehen: Zu einer Zeit, als drei Viertel der Niederrheiner Analphabeten waren, das Buch noch als Statussymbol galt und in Kaarst nur knapp 2000 Menschen lebten, hat der damalige katholische Pastor Heinrich Frieten die heutige St.Martinus-Bücherei gegründet.
1844 war in Bonn der Borromäus-Verein zur "Verbreitung des guten Buches" ins Leben gerufen worden. "Pastor Frieten sah es als seine besondere Aufgabe an, die ländlich geprägten Bürger von Kaarst mit einer Ausleihe seit 1857 zum Lesen guter und erbaulicher Bücher anzuregen", erinnert Pfarrer Kurt-Peter Geertz.
Die Zeiten, dass dort Bücher nur an Katholiken verliehen wurden, sind seit dem Zweiten Weltkrieg vorbei. "Als katholische öffentliche Bücherei ist sie jeder Konfession zugänglich", sagt Marlies Krämer, die mit Helen Kinzel die Bibliothek leitet.
Beim letzten Umzug hat sie ebenfalls Kartons gepackt: Am 16.März erhielt die Bücherei nach vielen Standortwechseln die neuen Räume im Alten Rathaus.
"Wir dürfen hoffen, dass diese nützliche und erfolgreiche Bildungsarbeit für die Pfarrgemeinde und für die Stadt Kaarst auch in Zukunft weitergeführt werden kann", sagt Pfarrer Kurt-Peter Geertz vorsichtig. Denn zum 1.Januar sollen die katholischen Pfarrgemeinden Kaarst und Büttgen zusammengelegt werden. "Was das für unsere Bücherei bedeutet, ist noch gar nicht klar", sagt Leiterin Marlies Krämer.
Im neuen Jahr wird sich auf jeden Fall etwas ändern: Statt auf Karteikarten werden die Ausleihen mit Hilfe eines Computersystems vermerkt.