Neuss: Stadtwerke - Lockruf oder Störfeuer?
Kurz vor möglicher Fusion Neuss/Krefeld neues Angebot aus Düsseldorf.
Neuss. Die Stadtwerke-Fusion mit Krefeld, über die nach vielen Irrungen und Wirrungen am 16.November entschieden werden soll, wird durch ein neues Schreiben des Vorstands der Düsseldorfer Stadtwerke (SWD) an die Neusser Seite wieder fraglich. Schon im Frühjahr, als der Rat über die Fusion der Versorgungssparten diskutierte, hatten die Düsseldorfer unmittelbar vor der Entscheidung ein Angebot vorgelegt. Das blieb damals auf Drängen von Bürgermeister Herbert Napp unberücksichtigt.
Nun gibt es wieder ein Angebot, das den Neussern verlockender erscheinen muss als die Februar-Offerte. Wieder treten die Düsseldorfer vor der möglichen Fusions-Entscheidung - diesmal abschließend über die Entsorgungssparte - auf den Plan. Nach der Chaos-Sitzung vom 18.Oktober herrscht auch bei den Fusions-wohlmeinenden Stadtpolitikern ein gewisses Misstrauen vor. Zudem steht mit RWE ein Kandidat vor der Tür, der an einem fusionierten Unternehmen mit Sacheinlagen einsteigen möchte.
In diese angespannte Lage kurz platzt die Düsseldorfer Seite mit dem neuen Angebot. Thomas Kemper, Leiter der Hauptabteilung Unternehmenskommunikation, betont, die Stadtwerke hätten seit der Abfuhr im Februar auf eine neue Chance gehofft. "Die Fragezeichen einer Fusion gegenüber haben sich in Neuss vermehrt. Jetzt ist die Situation für uns da", sagt Kemper. Er sei, nicht zuletzt nach zahlreichen Rückmeldungen aus Neuss, zuversichtlich, dass das Angebot geprüft werde.
Es lohne sich, darüber nachzudenken, erklärt Bürgermeister Herbert Napp, erklärter Fusions-Befürworter, gestern - obwohl er zuvor den Gremienvorbehalt ausgeräumt sehen und ein notarielles Angebot auf dem Tisch haben möchte. Eine Kehrtwende beim Stadtchef? Herbert Napp macht auf Nachfrage deutlich, wie er das "Nachdenken" versteht. "Wir stehen am Scheideweg", so der Bürgermeister. "Fusionieren wir mit Krefeld und stärken uns als Stadtwerke - oder verkaufen wir Stück für Stück?" Am 16.November jedenfalls müsse der Rat entscheiden, andernfalls könne die Fusion mit Krefeld nicht zum 1.Januar umgesetzt werden.
Da die Grünen, die im Gegensatz zu SPD, FDP und Linken der Fusion zustimmen wollten, dies jetzt infrage stellen und die CDU-Fraktion offensichtlich uneinheitlich auftritt, ist der Beschluss ohnehin fraglich. Die Fraktion Unabhängige/Linke jedenfalls hat eine Sondersitzung des Rates "rechtzeitig vor dem 16.11." gefordert. Laut Gemeindeordnung muss dem entsprochen werden.