Kaarst: Hindernisse für Rollstuhlfahrer

Thomas Meyer meistert den Alltag mit einem Elektro-Rollstuhl. Doch viele Barrieren in der Stadt sind für ihn nur schwer zu überbrücken.

Kaarst. Thomas Meyer fährt mit seinem roten Elektro-Rollstuhl auf der Straße. Ein Auto kommt ihm entgegen, rast zwischen Rollstuhl auf der einen und geparktem Auto auf der anderen Straßenseite hindurch. "Dabei ist hier Tempo 30-Zone", regt sich Meyer auf.

Da der Bürgersteig auf diesem Teil der Industriestraße zu schmal für seinen Rollstuhl ist, muss er sich jedes Mal, wenn er in die Stadt fährt, der Gefahr aussetzen, auf der Straße zu fahren. Von den Autofahrern wird er dabei oft erst spät gesehen.

Es geht ins Kaarster Zentrum. Auf dem Weg dorthin zeigt Meyer, auf welche Schwierigkeiten er als Rollstuhlfahrer stößt. Um den Poller auf dem Bürgersteig unweit seiner Wohnung fährt er mit einer eleganten Slalomkurve ohne Schwierigkeiten herum.

Etwas weiter, an der Robert-Koch-Straße, wird es schon wesentlich kniffeliger: Ein Metallgeländer soll Radfahrer davon abhalten, in den kleinen Fußgängerweg, der zum Albert-Einstein-Gymnasium führt, zu fahren. Doch auch er ist für Rollstuhlfahrer eine Hürde: "Diesmal passt es so gerade", sagt Meyer. "Ich habe aber auch schon viel länger rangiert, um da überhaupt durchfahren zu können."

Am Ende des Wegs, vor dem Eingang zum Gymnasium, muss der Kaarster nur durch eine Öffnung: "Hier gab es mal einen Poller, der auch für Mütter mit Kinderwagen ein Hindernis war", erzählt Meyer. Der sei dann aber auf Initiative der Eltern entfernt worden: "Jetzt kommt man hier zum Glück problemlos durch."

Auch durch den Park auf dem Weg zum Rathaus fährt Meyer ungehindert. Die Reifen seines elektrischen Rollstuhls sind größer als bei von Hand betriebenen Modellen, so dass ihm kleinere Unebenheiten nichts ausmachen.

Ins Rathaus kommt Thomas Meyer etwas umständlich, aber ohne fremde Hilfe - und zwar durch einen Seiteneingang ohne elektrische Tür. "Hier ist die einzige öffentliche Behindertentoilette in Kaarst", berichtet er.

Zwar macht die Toilette auf Unwissende einen guten Eindruck, doch der Rollstuhlfahrer moniert: "Hier fehlt eine Notschnur, die man auch vom Boden aus erreichen kann." Einen Notrufschalter gibt es, aber der hängt etwa einen Meter über dem Boden.

"Außerdem hat man keine Möglichkeit zu wenden." Auf dem Weg nach draußen gibt es eine behindertenfreundliche Tür. Das findet Meyer sehr gut, doch auch diese Tür sei nicht perfekt. "Durch die Leiste ratschen die kleinen Schrauben bei kleinen Rädern weg", meint er.

Es geht weiter ins Maubis-Center. Dort muss der Frührentner einen großen Umweg fahren: Zwei Treppenstufen versperren den direkten Weg. Doch noch mehr ärgert ihn die Bushaltestelle am Rathaus. "Ich kann nur mit Bussen fahren, die eine Rampe haben", erklärt er. Die Haltestelle sei so gebaut, dass ein Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe nicht einsteigen kann.

Doch es gibt auch Positives: Es gelingt Meyer kaum, zu demonstrieren, wie schwer sich die Türen zu den Rathaus-Arkaden öffnen lassen, denn immer wieder kommen Menschen, die helfen und ihm ganz selbstverständlich die Tür aufhalten.