Kaarst: Unheimliche Kinderbilder

Ausstellung: Jón Thor Gíslason zeigt seine Kunst bei Splettstößer.

Kaarst. Gegen den Uhrzeigersinn läuft der Besucher durch die Galerie Splettstößer, um der Nummerierung der Bilder von Jón Thor Gíslason zu folgen. Die Ausstellung "Echos" zeigt 26 Werke des isländischen Künstlers mit Wohnort Düsseldorf. Gíslason stellte bereits zur Eröffnung der Galerie Splettstößer vor drei Jahren aus und war auch 2001 Gast im Alten Rathaus Kaarst.

Jón Thor Gíslason kam spät zur Malerei. Bis 1988 verdiente er sein Geld als professioneller Popmusiker. Für sein Aufbaustudium an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart kam der heute 52-Jährige erstmals nach Deutschland. Typisch für seine Werke sind Neon-Farben und die Weiblichkeit. Für "Echos" hat er vor allem Bilder mit Kindern ausgewählt. "Das Kind ist für den Künstler eine Symbolfigur für das Menschsein.

In Kindern ist alles angelegt, aber noch nicht ausgeprägt und festgelegt", sagt Kunsthistoriker Heribert Brinkmann. Auffällig in der Darstellung ist der Ernst seiner Figuren, das Fehlen des Lachens. Kommt es doch einmal zum Kinderlachen, ist dies nicht unbeschwert, sondern eher eine ironische Anklage. "Den Künstler interessiert das Wechselspiel von spontanem Ausdruck und bewusster Pose. Als Maler belässt er seine Figuren im Spagat zwischen putzig und unheimlich. Die Kleidchen werden gleichzeitig zum Hintergrundmuster, die Neon-Farben bringen Alarmstimmung in diese nicht klar zu verortenden Kammerspiele", so Brinkmann.

Jón Thor Gíslason wollte eigentlich Schriftsteller werden. Doch es fiel ihm schwer, mit Worten zu jonglieren. "Ich kenne aber keinen anderen Künstler, der in Kröners Philosophischen Wörterbuch liest", sagt der Kunsthistoriker. Mit dem Ausstellungstitel "Echos" meint der Künstler den Widerhall, den Gesellschaft und Politik in ihm hervorrufen.

Zur Finissage am 9. Oktober, 19.30 Uhr, wird Jón Thor Gíslason sein Video "Aussage der Völva - 93 Stichwörter zur Moderne" zeigen.

“ Öffnungszeiten Galerie Splettstößer: Dienstag, Mittwoch und Freitag, 14.30 bis 18.30 Uhr, Donnerstag 14.30 bis 20Uhr, Samstag, 10 bis 12.30 Uhr.