Neuss: Machtkämpfe in der CDU

Wahl-Nachwehen: Die CDU ringt bei der Suche um den künftigen Partner im Rat und bei der Postenverteilung mit sich.

Neuss. Wer mit wem - oder gegen wen? Diese Frage wird nach dem schlechten Abschneiden bei der Wahl in der CDU heftig diskutiert. Die Gespräche entwickeln sich zu Grabenkämpfen. Im Vordergrund steht die Frage, ob sich Bürgermeister Herbert Napp mit seinem Wunsch, im Rat eine feste Zusammenarbeit mit den Grünen einzugehen, gegen Teile der Fraktion durchsetzen kann, die die FDP bevorzugen. Doch es geht auch um den Fraktionsvorsitz und den Stellvertreter des Bürgermeisters.

Böse Bemerkungen gegen Herbert Napp hatten bereits am Wahlabend die Runde gemacht. Doch der Bürgermeister bleibt dabei: kein Zusammengehen mit der FDP. "Diese FDP hat seit langem nichts anderes getan, als der CDU zu schaden." So bei dem Vorstoß in Sachen 709 nach dem Bürgerbegehren, "als die CDU gespalten war und die FDP gezielt ins Herz der CDU vorgestoßen ist." Oder beim Thema Jahnstadion, bei dem die Liberalen "das bürgerliche Klientel gezielt gegen uns aufgehetzt haben." Allerdings verlor die CDU hier besonders viele Stimmen. Den Konflikt auf das persönliche Verhältnis von FDP-Fraktionschef Heinrich Köppen und ihm zu reduzieren, so Napp, sei "schlichtweg albern".

In CDU-Parteivorstand und Fraktion steht eine Mehrheit für die FDP-Verbindung. Herber Napp will bei einer solchen Konstellation "als Verwaltungschef dem Rat Vorlagen liefern und dann die gestaltende Mehrheit der Vernunft suchen." Er sagt es auch deutlicher: "Ich werde nicht zum Büttel einer schwarz-gelben Zählgemeinschaft." Überlegt der Bürgermeister, angesichts der zugespitzten Lage seine Partei zu verlassen? Die Antwort kommt prompt. "Ich bin 45Jahre dabei. Nein. Ich werde niemals aus der CDU austreten."

Heinz Sahnen, Fraktionsvorsitzender und in Erfttal mit einem 62-Prozent-Ergebnis bestätigt, versucht, die Wogen zu glätten. Keine Grabenkämpfe gebe es, sondern Auseinandersetzungen um eine politisch-strategische Frage. Für ihn steht allerdings fest, dass die Mehrheit der CDU-Wähler ein Zusammengehen mit der FDP bevorzugen werde. Am Montag, wenn die neue Fraktion erstmals zusammentritt, könne es bereits eine "erkennbare Präferenz" geben. Dann geht es auch um den Fraktionsvorsitz. Karl-Heinz Baum hat bereits Interesse signalisiert, und Heinz Sahnen sagt: "Ich strebe dieses Amt wieder an." Parteichef Jörg Geerlings sagt gar nichts, auch nicht zu einer angestrebten Landtagskandidatur - die auch Landtagsabgeordneter Heinz Sahnen wiederholen möchte.

Und schließlich der Bürgermeister-Stellvertreter: Laut Gemeindeordnung steht der erste Stellvertreter der stärksten Fraktion, der zweite der zweitstärksten Fraktion zu. Bisher ist Angelika-Quiring-Perl die erste Stellvertreterin. Hannelore Staps (SPD) die zweite, dritter Stellvertreter ist Thomas Nickel (CDU). Nach dem Wahlergebnis könnte Vertreterposten Nummer 3 zur Verhandlungsmasse mit dem künftigen Partner werden. Dem Vernehmen nach müht sich Schützenpräsident Thomas Nickel bereits, 1.Stellvertreter zu werden. Gespräche wurden sogar am Kirmesmontag geführt.