Kann die Stadt alten Menschen den Kehrdienst zumuten?
25 Anwohner der Aggerstraße übernehmen seit 1982 freiwillig den Winterdienst. Die Kommune lehnt eine Rückübertragung ab.
Hackenbroich. Die Situation gibt es in vielen Städten: Vor Jahrzehnten sind Siedlungen entstanden, deren Häuser meist von Menschen derselben Generation errichtet wurden. Irgendwann tritt dann das ein, was in Dormagen gerade zum Beispiel an der Aggerstraße im Ortsteil Hackenbroich Realität ist: Die Häuslebauer von einst haben ein Alter erreicht, in dem körperliche Arbeit zunehmend schwieriger wird; mitunter ist sie aufgrund von Gebrechen gar nicht mehr möglich. Und so wächst der Wunsch nach Entlastung. An der Aggerstraße wünschen sich 25 Eigentümer, dass die Stadt wieder den Kehr- und Winterdienst übernimmt, den sie selbst seit etwa 1982 freiwillig erledigt haben.
Zu den älteren Anwohnern der Aggerstraße, die sich die Rückkehr der Kehrmaschine wünschen, gehört Ursula Herklotz. Die Lage in ihrer Siedlung hatte sie bereits im Frühjahr in einem Brief an Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld beschrieben und das Schreiben auch an den CDU-Ratsherrn Hermann Harig weitergeleitet. Dessen CDU-Ratskollege Hans Sturm stütze den Vorstoß der Bürger ebenfalls.
Die Anwohnerin hatte auf das fortgeschrittene Alter des überwiegenden Teils der Grundstückseigentümer verwiesen und geschrieben: „Die Erbauer leben zum größten Teil noch in ihren Häusern, und viele haben auch bereits das 80. Lebenjahr überschritten oder stehen kurz davor.“ Sie wollten weiterhin gerne in ihrem Zuhause bleiben.
Die Vergabe der Reinigungsarbeiten an private Dienstleister sei erfahrungsgemäß sehr viel teurer als die Gebühr, die für Kehren und Winterdienst an die Stadt zu entrichten seien, argumentiert die Anwohnerin. Aktuell berechnet die Stadt 1,84 Euro je Meter Grundstücksfront bei einer einmaligen wöchentlichen Reinigung mit der Kehrmaschine.
Ob der Bitte der 25 Eigentümer von der Aggerstraße entsprochen wird, ist offen. Kämmerin Tanja Gaspers empfiehlt den Ratsmitgliedern, die nun entscheiden müssen, das Anliegen abzulehnen. Denn es hätten sich nur knapp 68 Prozent der Anlieger für die Wiedereinführung der Straßenreinigung durch die Stadt ausgesprochen. Elf seien dagegen, einer habe kein Votum abgegeben.
Wobei aus dem Kreis der Befürworter Zweifel an der Korrektheit der Erhebung geäußert wurden. Die Stadt habe vier Personen befragt, die gar nicht an der Aggerstraße, sondern an Neckarstraße beziehungsweise Siegstraße wohnten. Dadurch habe sich die Zustimmungsquote verschlechtert. Nichtsdestotrotz hatte der Stadtrat in der Vergangenheit eine Quote von fast 100 Prozent Zustimmung für Änderungen verlangt.
Die Stadt verweist unterdessen darauf, dass sich die Pflicht zur Straßenreinigung aus der Stellung als Anlieger ergebe und auch für Ältere gelte. Diese könnten ihre Aufgabe an Dritte übertragen.