König Gerd Philipp I. ist schon imSchützenalltag angekommen
Rechtsanwalt Gerd Philipp Sassenrath führt nun ein Jahr lang mit Ehefrau Stefanie die Neusser Schützen an. Bereits gestern gab es für den König viele Aufgaben zu erledigen.
Neuss. Dieser König hat das Leistungsprinzip verinnerlicht: „Schützen können Feste feiern, aber auch feste arbeiten“, gab Gerd Philipp Sassenrath (54) als Motto für sein Königsjahr aus — und ging schon am Tag eins mit bestem Beispiel voran. Nach nur drei Stunden im Bett riss es ihn förmlich vom Laken, damit Komiteebesprechung, Pressetermin, etliche Telefonate und andere Verpflichtungen erledigt sind, noch bevor das Mittagessen auf dem Tisch dampft. Der erste Tag als König sollte doch zumindest ein halber Arbeitstag sein.
Eigentlich sei er nicht so der Disziplinierte, sagt der Anwalt, der nun ein Jahr an der Spitze der Neusser Bürgerschützen steht. „Ich brauche dazu die äußeren Anforderungen.“ Termine zum Beispiel. Die wird er nun in Fülle haben.
Einen kleinen Teil davon wird er über die Anwalts-Sozietät in Düsseldorf regeln, an der er als Partner beteiligt ist. Dort weiß man seit Dienstagabend Punkt 18.55 Uhr schon, dass sich etwas ändern wird. „Die Firma hing komplett am Ticker“, sagt Sassenrath mit Blick auf die Berichterstattung.
Die Mitarbeiter waren also fast unmittelbar dabei, als ihr Chef an der Vogelstange im Rennbahnpark den entscheidenden 22. Schuss tat und seine drei Mitbewerber — Bernd Herten, Cornel Hüsch, Robert Schlune — aus dem Rennen warf. Gemeinsam mit Ehefrau Stefanie — die 53-Jährige führt den Sozialdienst katholischer Frauen ehrenamtlich, aber nicht nebenbei — erlebte der neue Schützenkönig nach dieser Entscheidung das Heimgeleit und vor dem Quirinus-Münster den Großen Zapfenstreich.
In hervorragender Art und Weise sei der gespielt worden, sagt die Königin, die ein Ohr für so etwas hat: Als ausgebildete Oboistin arbeitet sie freiberuflich als Musikerin und gehört unter anderem zum Neusser Kammerensemble. Die Musik im Schützenwesen zu fördern, ist seit dieser mitternächtlichen Serenade ein Ziel, dem sich die Eheleute in ihrer Regentschaft widmen wollen.
Zum Schützenwesen kam der in Dormagen geborene Gerd Philipp Sassenrath über die Schule. Sein Zug „Frischlinge“, heute Hauptmannszug des Korps der Schützenlust, sei sozusagen eine Ausgründung des Quirinus-Gymnasiums, sagt Sassenrath. Unterstützt von den Lehrern (ihre Mathematiklehrerin Christine Eickhoff ist bis heute Ehrenmitglied des Zuges), marschierten die Unterprimaner 1978 erstmals mit. Seit damals hält die Kameradschaft, seit damals liebt es Sassenrath, in diesem Kreis — aber auch nur dort — in der zweiten Reihe zu stehen und zu marschieren.
Der Zug war gestern zum Kirmesausklang im Haus der Sassenraths an der Elisenstraße eingeladen. Das hat Tradition in diesem Zug ohne Zuglokal. „Wir machen viel privat“, sagt Sassenrath. Ein Teil des Hofstaates, der beim Krönungsball am Samstag die Schützenmajestäten begleitet, wird deshalb aus dem Kreis der Zugkinder kommen. Aber nur ein Teil.
Die beiden Töchter im Hause Sassenrath und die beiden Söhne — längst selbst in der Schützenlust aktiv — wollen auf jeden Fall auch dem Hofstaat angehören. „Wir lieben es, Schützen zu sein“, sagt der Vater — und meint die ganze Familie.