Kürzungen beim Theater in Neuss: „Der Lebensnerv wird genommen“
In der Auseinandersetzung um Kürzungen im Kulturbereich verschärft sich der Ton. Gestern hatte Kulturdezernentin Christiane Zangs dem Landestheater vorgehalten, es habe auf die Bitte, selbst Kürzungsvorschläge zu machen, nicht so konstruktiv reagiert wie andere Kulturinstitute.
Neuss. Das wies Intendantin Ulrike Schanko scharf zurück. Drei Sparmodelle habe die Theaterleitung ausgearbeitet, vorgelegt und erläutert. Der Vorwurf der Dezernentin sei "absolut nicht nachvollziehbar" Sollten die vom Kulturausschuss, aber noch nicht vom Rat beschlossenen Kürzungen tatsächlich umzusetzen sein, träfe das die Mitarbeiter, aber auch die Bürger der Stadt, so Schanko: "Welche Chance ist gemeint, die das Theater vertan haben soll? Weitere Schauspieler auf die Straße zu setzen, Produktionen abzubauen, das Haus unbespielt zu lassen?"
Richtig sei, dass die Stadt, als das Land kürzte, ihren Anteil stabil hielt. "Sie hat aber auch keine Einbußen im Programmangebot hinnehmen müssen." Die Intendantin weiter: "Die Kürzungen der städtischen Mittel leiten einen Abwärtstrend ein, der sich durch entsprechenden Wegfall der Landesmittel und Einnahmeausfälle aufgrund notwendiger Programmreduzierung potenziert." Das führt im Ernstfall tatsächlich zum Aus für das Theater, bevor das Haus im Jahr 2010 seinen 10. Geburtstag feiern könne. Christiane Zangs hatte in der WZ von einer "Chance" gesprochen, die das Theater nicht so gut genutzt habe. Ulrike Schanko abschließend: "Die Chance, sehenden Auges zur Klitsche im edlen Ambiente zu verkommen, möchten wir nicht gerne nutzen."
Auch aus dem durch Kürzungen am stärksten getroffenen Theater am Schlachthof kam gestern eine Reaktion auf die Aussagen der Kulturdezernentin. Die hatte erklärt, sie habe "fast alle" Beteiligten um Kürzungsvorschläge gebeten. TAS-Geschäftsführer Reinhard Mlotek erläuterte gestern, das "fast" beinhalte zumindest auch das Theater am Schlachthof: Da habe der Kulturverwaltung wohl der Mut gefehlt. Mlotek weist auch auf die ungleichen Kürzungen hin: Während es die städtischen Kulturinstitute mit etwa 5 Prozent trifft, sollen beim TAS im Jahr 2010 gleich 66 Prozent der Zuschüsse wegfallen: "Da wird den Theatern der Lebensnerv genommen."