Legionär verbrauchte 10 000 Kalorien am Tag

Ausgerüstet wie ein Soldat stieg Stadtsprecher Sascha Severin aufs Laufband.

Foto: privat

Neuss. Sascha Severin, promovierter Sportwissenschaftler, früherer Hochleistungssportler und Mitarbeiter im Presseamt, hat einen ungewöhnlichen Test hinter sich. Ausgerüstet wie ein römischer Legionär des ersten Jahrhunderts, stieg er unter wissenschaftlicher Aufsicht aufs Laufband. Die Ergebnisse sind in einem jetzt erschienenen Band „Der Legionär als Leistungssportler“ erschienen.

Während der Ausstellung „Grenzenlose Gaumenfreuden“ im Clemens-Sels-Museum, die die römische Küche in der germanischen Provinz thematisierte, entwickelten der Museums-Historiker und Experte der römischen Antike Carl Pause und Severin die Idee.

Viel ist bekannt darüber, unter welchen Bedingungen die Soldaten im Legionärslager im heutigen Grimlinghausen lebten, wie viele es waren, wie ihr Lager befestigt war, was sie aßen, wie sie sich vergnügten. Aber was mussten sie leisten auf ihren oft langen Märschen, mit Waffen und Gepäck?

Carl Pause kleidete Severin ein wie einen Legionär des späten ersten Jahrhunderts. Ein Berufssoldat wie er, verpflichtet auf 20 Jahre Militärdienst, mochte im Lager Novaesium gelebt haben. Zeitweise war hier eine ganze Legion stationiert, fast 6000 Mann.

Auf den Marsch ging es mit Tunika und einem Kettenhemd. Ein Helm gehörte zur Ausrüstung, Schild, Schwert, Dolch und zwei Wurflanzen. Dazu kam Werkzeug, Kochgeschirr, Verpflegung und Wasser.

30 Kilogramm musste ein Soldat wohl mindestens mit sich herumschleppen, soviel war es auch bei Legionär Severin, andere Schätzungen gehen aber durchaus noch weiter nach oben. Im ungewohnten Kettenhemd, mit dem scheuernden Schild auf dem Rücken, stieg der durchtrainierte Triathlet aufs Laufband. Auf die genagelten Sandalen verzichtete er allerdings zugunsten seiner Laufschuhe.

Erst eine Geschwindigkeit von 4 km/h, das wurde bis auf 11 km/h gesteigert. Bei dieser Geschwindigkeit verbrauchte der Legionär auf dem Laufband hochgerechnet auf eine Distanz von 15 Kilometern schon 2700 Kalorien. Doch von den Legionären wurde mehr verlangt. Bei einem Tagesmarsch verbrauchte ein Soldat, so ergab es der Test, im Schnitt 10 000 Kalorien — fast so viel wie ein Rennprofi auf einer Tour-de-France-Etappe.

So habe er sich das nicht vorgestellt, sagt Severin. „Das muss für die Soldaten existenzieller Hochleistungssport gewesen sein.“

Die Legionäre waren ständig im Training, sagt Carl Pause, sonst hätten sie die Märsche niemals durchgehalten. Im Einsatz selbst wurde ihnen geradezu Unmenschliches abverlangt.

Und natürlich war die Ernährung überlebenswichtig. Reichlich Kohlenhydrate nahmen die Soldaten zu sich, Gemüsebrei, eine Art Zwieback und Datteln. Zahlreiche Kerne hat man gefunden. Carl Pause weiß, warum das Obst, das von weit her herangeschafft werden musste, so begehrt war: Die Datteln gaben den so wichtigen Schub an Energie. Knoblauch wiederum wirkte immunstimulierend. Der Knoblauchverzehr galt in Rom geradezu als Synonym für das Soldatenwesen, berichtet Pause.

Legionär Severin jedenfalls, hätte er sein Soldatenleben überstanden, hätte sich vielleicht nach seiner Dienstzeit, mit einem Gut ausgestattet, eine Villa Rustica in Gnadental gebaut. Ob bei guter Gesundheit, kann man nur mutmaßen.

“ Die Broschüre „Der Legionär als Leistungssportler“ ist in der Tourist-Info am Büchel und an den Wochenenden im Clemens-Sels-Museum am Obertor erhältlich.