Schützenmuseum zeigt Exponate zum Thema „Frauen - Männer - Macht“

Neuss. Weißgekleidet sollten sie sein, jungfräulich und hübsch anzusehen, die Mädchen, die um die Jahrhundertwende per Zeitungsannonce gesucht wurden. Sie sollten auf der Tribüne „zur Ehre des Schützenkönigs das Neusser Schützenfest verherrlichen“.

Foto: Marc Ingel

Dem Eindruck aber, dass Frauen und Mädchen im Schützenwesen lediglich eine passive Rolle als schmückendes Beiwerk zugemessen wurde, widerspricht eine Ausstellung, die das Rheinische Schützenmuseum am Wochenende anlässlich des bundesweiten Tags der Archive zeigt. Das Motto „Frauen — Männer — Macht“ haben die Archivare Britta Spies und Christian Frommert zum Anlass genommen, einmal die Rolle der Frauen im modernen Schützenwesen seit dem 19. Jahrhundert vorzustellen.

Foto: Marc Ingel

Anhand der zahlreichen Dokumente und Exponate lässt sich aufzeigen, dass nicht nur das Schützenwesen insgesamt, sondern auch besonders die Rolle der Frauen darin durch zwei Zäsuren gekennzeichnet ist: den beiden Weltkriegen. So haben Frauen vor 1914 sogar noch einen eigenen Schießwettbewerb ausgetragen und den so genannten „Damenpreisvogel“ in kleine Stücke zerlegt. Auch die traditionsreiche „Gesellschaft Schützenlust“ veranstaltete bis 1914 stets ein Damenpreisschießen. Was sich bei den Neusser Bürger-Schützen allerdings nie durchsetzen konnte, sind mitmarschierende Frauen oder gar eine Schützenkönigin. In Neuss-Erfttal oder in Mönchengladbach längst nichts Besonderes mehr.

Neben zahlreichen Protokollen und Gästebüchern gibt es im Schützenmuseum auch private Fotoalben zu sehen, und in einer Studioausstellung lassen sich aufwendig gearbeitete Ballkleider bewundern. An ihnen lässt sich wunderbar die Entwicklung der Damenmode nachvollziehen. Etwas, das sich von den Gewändern der Schützenkönige nicht sagen lässt. „Ein König geht ja nicht mit der Mode“, sagt Britta Spies. „Der sieht immer gleich aus. Frack und fertig.“

Die Damen mussten deutlich mehr Aufwand betreiben. „So ein Hut zum Schützenfest, der hat 1913 schon einmal das Jahresgehalt einer Näherin gekostet“, sagt Frommert.