Mit 90 Jahren Libet Werhahn-Adenauer - Jüngste Tochter von früherem Bundeskanzler Adenauer gestorben
Düsseldorf · Auf vielen Fotos, die Konrad Adenauer mit den Großen der Welt zeigen, sieht man neben ihm eine junge Frau: seine Tochter Libet. Jetzt ist sie 90-jährig gestorben. Wer sie fragte, was ihr Vater heute wohl tun würde, bekam von ihr bis zuletzt eine sehr klare Antwort.
Sie glänzte sogar neben Jackie Kennedy: Libet Werhahn, die jüngste Tochter Konrad Adenauers, begleitete den ersten Kanzler der Bundesrepublik bei Staatsbesuchen bis nach Amerika. Jetzt ist sie im Alter von 90 Jahren gestorben.
Sie sei am Sonntag in Neuss nach kurzer Krankheit gestorben, sagte am Montag Corinna Franz, die Geschäftsführerin der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, unter Berufung auf die Familie. Zuvor hatte die „Rheinische Post“ über den Todesfall berichtet.
Libet Werhahn war das sechste von sieben Kindern Adenauers, nach ihr kam noch ein Sohn. Als Adenauer 1949 mit nur einer Stimme Mehrheit zum Bundeskanzler gewählt wurde, war er bereits Witwer. Es war deshalb seine jüngste Tochter, die ihn in den folgenden 14 Jahren immer wieder begleitete. 1950 heiratete sie den wohlhabenden Industriellen Hermann Josef Werhahn (1923-2016) aus Neuss, wo sie seitdem wohnte.
„Als ich meinen Vater auf Staatsbesuchen begleiten durfte, war ich ja noch sehr jung - Mitte zwanzig“, erinnerte sie sich als alte Frau. „Und es war umwerfend, vor allem Amerika - damals die Traumwelt schlechthin.“ Sie erlebte Jackie Kennedy als eine „elegante, aber auch überaus freundliche Frau, die nicht besonders von sich eingenommen war“. Die Zimmer der Kennedy-Kinder quollen vor Spielzeug geradezu über - und in jedem Raum stand ein Fernseher!
„Erste First Lady der Bundesrepublik“
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) würdigte Werhahn als „herausragende Persönlichkeit“. „Mit dem Tod von Libet Werhahn verlieren wir nicht nur die erste First Lady der Bundesrepublik, sondern auch eine bedeutende Nordrhein-Westfälin, die sich ihr Leben lang für ihre Prinzipien eingesetzt hat“, sagte der Regierungschef in einer Mitteilung. „Sie war Repräsentantin des Staates und ein Vorbild ihrer Zeit. Durch ihre herzliche Art öffnete sie Türen und hat viel für das Ansehen Deutschlands in der Welt und die Verständigung der Völker geleistet.“
Libet - die mit Vornamen eigentlich Elisabeth hieß - wurde 1928 geboren, als Adenauer Oberbürgermeister von Köln war. In ihrer Jugend im Nationalsozialismus sei der Name Adenauer eine Belastung gewesen, sagte sie: „Ich spürte diese Bedrohung, die im Hause war.“ Ihr Vater konnte sich nie sicher sein, dass die Nazis nicht doch gegen ihn vorgehen würden - tatsächlich wurde er nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet.
Als Adenauer 1949 erster Kanzler der Bundesrepublik wurde, war es für seine Tochter keine Frage, dass er der richtige Mann zur richtigen Zeit war. Auch betonte sie immer, dass ihr Vater - den viele seiner Untergebenen als eisigen Autokraten beschrieben - privat ein sehr warmherziger Mensch gewesen sei. Erst im vergangenen Jahr veröffentlichte sie das Buch „Erinnerungen an meinen Vater Konrad Adenauer“.
Bis zuletzt vertrat Libet Werhahn - CDU-Mitglied seit 1946 - klare politische Ansichten. So wehrte sie sich dagegen, dass konservative Kritiker von Angela Merkel behaupteten, diese verschleudere das Erbe Adenauers. Über die Frage „Was hätte Ihr Vater denn in dieser jetzigen Zeit getan?“ ärgerte sie sich: „Der Vater hat sich in seiner Zeit mit seiner Persönlichkeit politisch eingebracht“, war ihre Meinung dazu. „Und jetzt ist eine ganz andere Zeit mit ihren eigenen Erfordernissen.“