Liebeszeit ohne Romantik

Intendantin Bettina Jahnke stellt die neue Spielzeit unter das Motto „lieben“.

Neuss. In ihrer erster Spielzeit hat sie mit ihrem Ensemble und dem Publikum geträumt, dann hieß es „kämpfen!“ Ihre dritte Spielzeit am Rheinischen Landestheater (RLT) stellt Intendantin Bettina Jahnke mit Chefdramaturgin Barbara Noth unter das Motto „lieben!“

Ein Stacheldraht-Herz hat sie als Motiv ausgewählt. Denn in den Liebes-Stücken der Spielzeit herrscht kein Rosarot, und Romantik kommt nicht ungetrübt daher. Starke Gefühle, Liebe ebenso wie Verlust und Trauer, serviert die Intendantin den Besuchern im RLT.

Zum Auftakt inszeniert Bettina Jahnke selbst. Vorlage ist der Fassbinder-Film „Lola“ mit Barbara Sukowa. Ein korrupter Baulöwe, ein aufrechter Baudezernent, der sich ins Showgirl verliebt, das wiederum Geliebte des Unternehmers ist — eine Geschichte um Liebe, Käuflichkeit und Idealismus; „wunderbar zur Eröffnung“, wie die Intendantin sagt.

„Clyde und Bonny“ von Holger Schober wird Christof Seeger-Zurmühlen als Zwei-Personen-Stück im Studio inszenieren. Raus aus dem Sozialbau, rein in ein sorgenfreies Leben: ein Jugendstück nicht zuletzt um die wahre Liebe. Um das Suchen und Finden der Liebe geht es in John von Düffels „Sieben Sonette“: Sieben Szenen um ein Netz von Liebeswirren, auf die Bühne gebracht von Katharina Schmidt.

Um Eifersucht dreht sich Vieles bei Georg Büchners „Woyzeck“. Der läuft für das Team Jahnke/Noth unter dem Motto „Wenn Männer zuviel lieben“. Regisseur ist Alexander Marusch, der am RLT bereits Goethes Clavigo inszenierte. In Arthur Schnitzlers „Liebelei“, am RLT inszeniert von Marc Lunghuß, stehen die Frauen im Mittelpunkt: Liebe in einer Radikalität und Unabdingbarkeit, die sehr unmodern geworden sei, so Jahnke. Sperrig und schwerer Stoff: , Goethes „Iphigenie auf Tauris“ soll Antje Thoms als Stück für Jugendliche inszenieren. Bettina Jahnke selbst geht „Das Wintermärchen“ von Shakespeare an: selten gespielt, „ein wenig krude“, wie sie sagt, und gerade deshalb reizvoll für die Intendantin — und hoffentlich das Publikum.

Für Kinder ab sechs Jahre wird der Märchenprinz gesucht: „Cinderella/Aschenputtel“ wird zur geliebten Königin. „Ein Schaf fürs Leben“ findet der gar nicht böse Wolf in dem gleichnamigen Kinderstück. Für Jungen und Mädchen ab vier Jahre.

Spannend wird es bei „Väter und Söhne“: ein Stück, das erst noch am Landestheater entstehen wird. 68er-Jugendliche versus Nazi-Väter, Söhne in der Auseinandersetzung mit ihren 68er-Vätern: Das werde eher eine Performance als ein Plot, sagt Barbara Noth. Das RLT hofft auf viele Väter und ihre Söhne im Publikum!

Dieses Boulevard-Stück hätte Bettina Jahnke gern selbst inszeniert. „Cash — und ewig rauschen die Gelder“ von Michael Cooney ist eine schwarze Verwechslungskomödie um einen Sozialbetrüger und sein Lügengeflecht. Komödie älteren Datums ist Goldonis „Liebe macht erfinderisch“. Bettina Jahnke: „Das gibt es zum Abschluss. Hier steckt eine Frau alle in die Tasche.“

“ Theaterfest ist am 4. September, erste Premiere am 16. September

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