Macbeth: Böse, schwach und menschlich

Bremer Ensemble überzeugt im Globe mit großem Auftritt.

Neuss. Diese Inszenierung braucht keine Kulisse. Einzig ein schlichter Würfel - mal Sitz für einen erschöpften Macbeth, mal Abstellplatz für eine missbrauchte Krone - steht auf der Bühne des Globe. Aber was für eine kraftvolle Aufführung! Die bremer shakespeare company, seit Beginn des Festivals an der Rennbahn mit ihren Produktionen Dauergast im Globe, präsentierte einen Macbeth, der ganz und gar dem Autor verpflichtet war. Derb und dramatisch, gewalttätig und düster, und manchmal auch tragisch-komisch und in den leisen Szenen eindringlich.

Sechs Schauspieler bewältigen 14 Rollen. Für drei Hexen ist da keine Kapazität, doch die Bremer lösen das mit einer dämonisch-geilen Zauberschwester, die von dem wohlbeleibten Frank Auerbach mit offensichtlicher Spielfreude verkörpert wird. Ansonsten dominiert die Männerwelt.

Regisseur Jörg Steinberg belässt die Schotten da, wo sie hingehören, im 11. Jahrhundert. Grobschlächtig geht es zu, mit viel nackter Brust, sehr körperlich - und doch kennen diese harten Männer Pathos ebenso wie Zweifel und Unsicherheit. Und die Lady! Schön, stark, sehr blond, im weißen Kleid, beherrscht sie ihren Mann und die Bühne. "Macht dick mein Blut": Überzeugend spielt Janina Zamani, diese Frau ist ebenso anziehend wie gefährlich. Wenn sie denn den zögernden Macbeth, der sich vor dieser tatkräftigen Frau vor der Bühne zu verbergen versucht, fragt: "War die Hoffnung besoffen?", dann ist es um Macbeth geschehen, der Mordgedanke wird zur Tat. Erik Roßbander zeigt den Than, der König wird, in all seinen Facetten, getrieben vom Ehrgeiz, stark und schwach, böse, verzweifelt - und allzu oft menschlich.

Auch die anderen Darsteller überzeugen in ihren Rollen. Christian Bergmann spielt einen eher harmlosen Duncan und den Rächer Macduff, Michael Meyer gefällt als Rosse, Sandro Costantini gibt den ehrlichen Banquo und den Pförtner, den der Regisseur einmal aus dem Shakespear’schen Szenario ausbrechen lässt. Während der Mordnacht philosophiert dieser Kobold zwar schauspielerisch überzeugend und hat die Lacher auf seiner Seite, dennoch bleibt ein wenig Irritation zurück, was denn die Anspielungen auf Mannesmann und VW-Skandal in dem dramatischen Geschehen zu suchen haben.

Doch "fair ist foul": Nach zwei Stunden mit einem großartigen Ensemble hat der Zuschauer einen wunderbaren Macbeth gesehen. Ein höhnisches Lachen der Zauberschwester verabschiedet die Gäste des Globe.