Betriebsfeste: Wie eine große Familie?

Der klassische Ausflug hat vorwiegend bei Behörden überlebt.

Neuss. Es ist die hohe Zeit der Ausflüge. Mai und Juni, vor den Sommerferien, da luden früher zahllose Firmen ihre Mitarbeiter zum Wandern oder zur Bötchentour. Zusammengehörigkeitsgefühl - noch gefragt? Wer in Neuss Spektakuläres erwartet, sieht sich getäuscht. Aber eine Wanderung oder ein jährliches Fest hat in vielen größeren Unternehmen Tradition und ist nach wie vor Bestandteil der Firmenkultur.

Gerade erst hat 3 M an der Carl-Schurz-Straße wieder zum Betriebsfest eingeladen. Auch wenn es durch die Wette um das aus 3000 Menschen gestaltete Firmenlogo besonders spektakulär wurde: Um Gäste bei diesem Fest hätte sich das Unternehmen wohl kaum sorgen müssen. 7000 Mitarbeiter und Familienangehörige kamen diesmal zum großen 3 M-Treff.

Ohnehin hat der klassische Betriebsausflug mittlerweile gegenüber dem Betriebsfest das Nachsehen. Bei Janssen-Cilag etwa wird das Betriebsfest für 1100 Mitarbeiter als Familientag organisiert. Zum dritten Mal wird es in diesem Jahr im August stattfinden, "speziell für Kinder", wie es heißt, damit auch die einmal sehen, wo Papa und Mama den Tag verbringen. Ähnlich bei Pierburg. Nicht regelmäßig, aber in diesem Jahr wieder organisieren Betriebsrat und Werkleitung einen Familientag auf dem Firmengelände.

Kein Ausflug, kein Fest: Bei UPS wird vom Unternehmen aus nicht gefeiert. Immerhin organisiert der Betriebsrat ein Sommerfest. Bei der Plange KG im Hafen findet in diesem Jahr kein Betriebsfest mehr statt. Das Interesse schwinde, heißt es.

Und der klassische Ausflug? Den findet man noch bei Verwaltung und Behörden. Die Neusser Stadtverwaltung setzt auf das Gemeinschaftsgefühl der kleineren Einheiten und überlässt es den Ämtern, sich ausflugsmäßig zu organisieren; der Tag allerdings ist vorgegeben, viele Dienststellen bleiben dann geschlossen. Radfahren nach Zons hieß es für das Sportamt, das Kulturamt zog es nach Kaiserswerth, das Verkehrsamt nutzte das Schiff für eine Tour nach Königswinter. Die Mitarbeiter des Amtes für Wirtschaftsförderung nahmen’s sportlich, trafen sich an der Oberstraße, zogen zu Fuß nach Hombroich, erkundeten die Museumsinsel und schafften es auch noch zu Fuß bis Holzheim.

Das Amtsgericht lädt jährlich zum Betriebsfest auf eigenem Gelände, ganz klassisch mit Bierzelt und Grillstand. Donnerstagabend das Fest, Freitag ist ohnehin geschlossen, der Donnerstag ist dann zuvor wegen der Festvorbereitungen frei.

"Dahin, wo’s schön ist", geht jährlich der Ausflug der Mitarbeiter des Rhein-Kreises Neuss - leider mit abnehmender Teilnehmerzahl, wie Sprecher Harald Vieten betont. In diesem Jahr geht es mit dem Zug nach Linz, mit dem Schiff zurück. Touren wie früher zum Beispiel nach Brüssel, als der Ausflugstag um 7 Uhr morgens begann und nicht vor Mitternacht endete, wird es wohl kaum mehr geben. Aufgeben möchten die Kreisverwaltung und der Gesamtpersonalrat den gemeinsamen Ausflug für die mehr als 1000 Mitarbeiter aber nicht, attraktiver gestaltet werden müsse er schon, so Vieten. Bezahlt wird die Tour übrigens aus der Betriebsgemeinschaftskasse. Und der (halbe) Freitag zählt als Arbeitstag - so wie auch beider Stadtverwaltung.