Bio-Mehl aus den USA: Neusser Bächerhandwerk geht mit der Zeit
Bäcker Wiljo Klein bietet in Uedesheim jetzt auch Bio-Produkte an. Er passt sich „dem Trend“ an.
Neuss. Es riecht nach frischem Brot. Stolz zeigt Wiljo Klein ein Blech, das er gerade aus dem Ofen nimmt. Dunkelbraune Brötchen dampfen darauf. Der Bäckermeister aus Uedesheim hat in der letzten Woche Post aus Berlin bekommen und macht nun jeden Dienstag, Freitag und Samstag Biobrot.
Das stellte sich zwar als nicht zutreffend heraus. Aber es war dann schwierig, die Biozutaten zu bekommen. Zwar verkauft der Müller, der die Uedesheimer Bäckerei mit Mehl und Backmischungen versorgt, auch Bioprodukte. "Aber denen ist das Absacken zu teuer", ärgert sich Klein. Nur die Backfabriken brauchen so viel Material, dass es sich für seinen Müller lohnt, das Ökomehl vom Lkw direkt in ein Silo zu blasen. So bekommt der Bäcker aus Uedesheim seine Papiersäcke aus Baden-Württemberg geliefert.
Auch sonst muss Wiljo Klein manchmal über das Prädikat "Öko" auf seinem Dinkelvollkornbrot schmunzeln. "Der deutsche Markt ist komplett leergekauft. Bioroggenmehl wird inzwischen aus den USA eingeschifft." Die langen Transportwege seien ja nicht besonders umweltfreundlich. Aber es sei besser, er backe das Brot dezentral, als wenn es aus weit entfernten Fabriken angeliefert werde. Manche seiner neuen Kunden seien zuvor durch den ganzen Kreis Neuss gefahren, um ihr Brot beim Biobauern zu kaufen.
Wiljo Klein glaubt, dass auch sein konventionell hergestelltes Backwerk gesund sei. "Ich mache das, weil der Trend in die Richtung geht." Viele junge Kunden hätten seit einigen Jahren immer wieder nachgefragt, ob es bei ihm nicht auch Biobrot gebe. Wenn man in seinem Geschäft Ökokuchen verlangt, winkt er aber nach wie vor ab. "Öko und Kuchen, das passt doch nicht zusammen. Ein Bioschokocroissant ist doch ein Witz." Mit Biomargarine und Bioschokolade würden sich Kinder ja nicht viel gesünder ernähren.