Kunst in Neuss: Der Geist der Steppe im Industriegebiet
Drei mongolische Jurten in Neuss: Thomas Huber stellt seine neueste Installation am 16. und 17. Juni in seinem Atelier vor, bevor sie nach Bern umzieht.
<strong>Neuss. Künstler Thomas Huber hat für die Uni-Klinik Bern eine Installation mit drei begehbaren Jurten entworfen. Bevor sie dort ab August zu sehen sind, findet die Premiere bereits am 16. (ab 19 Uhr) und 17. Juni (11 bis 17 Uhr) in Neuss statt: Im Rahmen eines Jurten-Festes zeigt der gebürtige Schweizer einen Probeaufbau vor seinem Atelier an der Heerdterbuschstraße 15. Gemeinsam mit der Ethnologin Amélie Schenk und dem Kulturamt hat Huber ein umfangreiches Programm zusammengestellt.
Drei Jurten als Symbol für Leben und Arbeit der Nomaden
Die ganze Welt ist ein großes Zelt. Für die Menschen in der Mongolei ist das Zelt eine kleine Welt - der Lebensraum, den die Familie von einem Ort zum nächsten mit sich trägt. Die Kultur und Lebensart dieses Nomadenvolkes spielt sich zum Großteil darin ab. Die mit zehn Metern Durchmesser größte der drei Jurten Hubers ist außen mit großen Neonteppichen versehen und symbolisiert das Leben; in einer zweiten stehen zwölf beheizte Statuen von Schafen und Ziegen, den wichtigsten Nutztieren in der Mongolei; die mit Keramiken gefüllte dritte stellt die Vorratsjurte dar. Als "Glücksfall" bezeichnet der Künstler die Zusammenarbeit mit der Mongolei-Expertin Amélie Schenk. "Sie liefert den Hintergrund zur Kunst." Für das Jurten-Fest in Neuss hat Schenk eigens ihre nächste Reise nach Zentralasien verlegt. In der "Nacht der Schamanen" am Samstag, 23 Uhr, berichtet sie von religiösen Riten und persönlichen Erlebnissen; am Sonntag, 12 Uhr, erzählt sie Geschichten und berichtet aus dem Alltagsleben des Nomadenvolkes. Übrigens: Schon am Freitag, 15. Juni, hält Schenk in der Stadtbibliothek Neuss als Appetitanreger eine Lesung aus ihrem Buch "Im Land der zornigen Winde".Den "Klang der Steppe" ins Neusser Atelier liefert das Ensemble Hosoo Transmongolia mit einem folkloristischen Konzert am Samstag um 20.30 und 22 Uhr. Das Programm vervollständigen eine Filmschau sowie ein Streichelzoo unter anderem mit Kamelen und Ziegen zwischen Olivenbäumen. Mongolische Spezialitäten wie ein Gemüse-Hammel-Eintopf dürfen nicht fehlen. Amélie Schenk sagt: "In der Mongolei herrscht ein Geist der Beweglichkeit. Einen Hauch wollen wir nach Neuss transportieren."
Atelierbesitzer Harry König und sein Team sind rund fünf Wochen mit Auf- und Abbau der Jurten beschäftigt. Insbesondere die aufwändig gestalteten Neonteppiche nehmen viel Zeit in Anspruch; rund 600 Meter geformte Fassungen hat Thomas Huber an der zentralen Jurte verarbeitet. Der Transport in die Schweiz ist binnen eines Tages möglich. "Das ist umgekehrt zur Wirklichkeit", so Amélie Schenk. In der mongolischen Steppe ziehen die Familien zuweilen wochenlang umher; der Aufbau einer Jurte ist schließlich innerhalb von etwa eineinhalb Stunden erledigt.