Neuss/EinkaufsCenter: „Auch eine kleinere Lösung“
WZ-Interview: Zwei Einkaufscenter in Neuss: Bürgermeister Napp im Gespräch.
WZ: Herr Napp, wann haben Sie erfahren, dass ECE den Huma-Park für 100 Millionen Euro modernisieren wird? Napp: Am Freitag, 25. Mai - vier Tage, bevor am Dienstag nach Pfingsten die Pressemitteilung herausging. Ein paar Tage vorher habe ich beim Städtetag in München von den Plänen gehört. WZ: Hätte frühere Kenntnis einen Einfluss auf den Ratsbeschluss zum Center in der Innenstadt gehabt? Napp: Aus meiner Sicht nicht. Ich sehe die ECE-Planungen doch in Richtung Fachmarktcenter und nicht so sehr konzentriert auf Fachgeschäfte. WZ: Mfi, die die Neuss-Arcaden planen, sehen nach Aussage eines Aufsichtsratsmitglieds in einem ECE-Einkaufszentrum eine "fatale Entwicklung" für die Innenstadt. Andererseits wollte mfi auch gern selbst im Rheinparkcenter tätig werden. Wie deuten Sie das? Napp: Ich habe noch vor kurzem mit dem mfi-Vorstandsvorsitzenden Matthias Böning gesprochen. Er sagte mir, mfi habe sich als Entwickler für den Huma-Park nicht beworben. Vielmehr seien sie als potenzieller Center-Manager angesprochen worden. Da kam man aber nicht zurande. WZ: Die CDU und auch Sie persönlich haben bei der Entscheidung für ein Innenstadtcenter sehr aufs Tempo gedrückt. Ahnten Sie, dass sich im Rheinparkcenter Großes tun würde? Napp: Natürlich nicht. Es war nicht klar, dass die Allianz den Komplex verkaufen wollte. Als wir das erfahren haben, haben wir schon lange mit Tenkhoff gesprochen. Das hat alles etwas zu lange gedauert. Und deshalb waren wir froh, dass auf einmal mfi ins Gespräch kam. Das hat dann richtig Druck gemacht. WZ: Inwieweit haben Sie Kenntnis von den ECE-Planungen? Wird die Stadt in irgendeiner Form in Überlegungen zum Branchenmix dort einbezogen? Napp: In einem ersten Gespräch hat ECE uns einige Eckpunkte mitgeteilt. Es wird keinen Quadratmeter mehr Verkaufsfläche geben als jetzt, es bleibt also bei 40 000 Quadratmetern. Das Schwergewicht soll auf den Fachmarktzentren liegen. Und während des Umbaus sollen vor allem Saturn, Real und Classics weiter verkaufen können. Und: Der Umbau soll im Frühjahr starten und Ende 2008 beendet sein. WZ: Und Mitsprache beim Branchenmix? Napp: Wir sind über die Wirtschaftsförderung einbezogen. Auch ECE möchte natürlich wissen, wo es in Neuss Defizite gibt und was noch in der Pipeline ist - zum Beispiel an der Moselstraße. WZ: Sie haben bereits erklärt, Neuss vertrage zwei Center. Egal, ob sie sich ergänzen oder ein ganz ähnliches Angebot vorhalten werden? Napp: Neuss verträgt das. Ein Center in der Innenstadt, Huma draußen, ideal angebunden: Die haben doch die wesentlich weitere Ausstrahlung in die Region. Da bin ich übrigens einig mit mfi. WZ: In der Innenstadt hat mfi nun neun Monate, mittlerweile noch acht Zeit, um die diversen Grundstücke zusammen zu kaufen. Im Unterschied zum Konkurrenten Tenkhoff wird das wohl ein Problem - oder? Napp: Sicherlich ist es für mfi erheblich schwieriger als für Tenkhoff. Abwarten. Und wenn mfi nicht ganz zurecht kommt, dann werden wir weiter nach einer vernünftigen Lösung suchen, auch wenn das eine kleinere ist. WZ: Zum Beispiel, wenn mfi das C & A-Grundstück fehlt? Napp: Zum Beispiel. WZ: Stehen Sie noch in Kontakt zu Tenkhoff Properties - oder hat sich dieser Bewerber grollend zurück gezogen? Napp: Nein, hat er nicht. Als ich von den ECE-Plänen erfahren habe, habe ich ihn angerufen. Herr Tenkhoff grollt nicht. Er hat Neuss nicht von der Landkarte gestrichen. WZ: Haben Sie das Tenkhoff gestrichen? Napp: Natürlich nicht. Sonst hätte ich nicht telefoniert. WZ: Der modernisierte Huma-Park will Ende 2008 eröffnen. Wie weit ist dann die Planung für das Innenstadt-Center? Heißt der Entwickler mfi oder Tenkhoff? Oder liegen dann alle Pläne auf Eis?Napp: Wenn ich zuverlässig in Zukunftsprognose wäre, säße ich nicht im Rathaus. Sicher bin ich, dass Huma fristgerecht eröffnen wird. Ziemlich sicher bin ich auch, dass wir nach neun Monaten wissen werden, wie das künftige Innenstadtcenter von der Größe her aussehen wird. Ich glaube, dass sich mfi auch bei einem kleineren Center nicht verabschieden wird - obwohl sie ja die Tenkhoff-Größe für nicht wirtschaftlich halten. WZ: Und sonst gibt es noch Tenkhoff als zweite Wahl? Napp: Von der Qualität her ist Tenkhoff nicht zweite Wahl. Aber wir haben nun einmal einen Ratsbeschluss, der erstmals mfi den Vorrang gibt.