Ministerin besucht Bauernhof

Svenja Schulze warb auf dem Kinderbauernhof für Insektenschutz.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (49) ist im Garten ihrer alten Schule, dem Gymnasium Norf, vielleicht nie durch besonderen Eifer für die Natur aufgefallen. Doch den Kampf gegen das Insektensterben hat die 49-Jährige angenommen. Rückendeckung in diesem Ringen erhielt sie jetzt von der Parteibasis in ihrer Heimatstadt Neuss, wo sie beim Besuch des Kinderbauernhofs für das Insektenschutzprogramm aus ihrem Ministerium warb.

„Wenn die Landwirte Geld dafür bekämen, dass sie Flächen offen lassen oder Blühstreifen anlegen, wäre viel gewonnen.“ Einen eigenen Fonds dafür gibt es zwar auf der Ebene der Europäischen Gemeinschaft nicht. Doch Schulze bleibt dran. „Erste Länder unterstützen uns.“

Schulzes alter Klassenkamerad, Bürgermeister Reiner Breuer, bat sie, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen, bevor er ihr die jüngsten Pläne und Entwicklungen für den Kinderbauernhof vorstellt. Dort traf sie zunächst auf ihren alten Schulleiter Rolf Wörhoff, der Schulze in der Schülermitverwaltung als zielstrebig, redegewandt und offen für soziale Themen erlebte — nur eben nicht für den Schulgarten. Und sie traf dort ihren Vater, ihren Bruder, Nichte und Schwägerin, die machten, was auch Schulze in ihrer Kindheit oft und gerne am Kinderbauernhof tat: „Natur erleben. Das braucht der Mensch“.

Der aber braucht auch eine Umwelt, in der blüten-besuchende Insekten eine Heimat haben. 70 Prozent der Menge an Insekten sei im vergangenen Vierteljahrhundert verlorengegangen, zitierte Schulze aus der Langzeitstudie eines Krefelder Institutes. Und sie ermunterte, sich die Supermarktsortimente genauer anzusehen. Würde man alles aus den Regalen räumen, was ohne Hilfe von Insekten zustande kommt, „bliebe nicht viel übrig.“

Arno Jansen (SPD) glaubt, dass Insektenschutz eine kommunale Aufgabe sein muss, um Breitenwirkung zu haben. Seine Fraktion hat dazu einen Antrag formuliert, der wie Treibstoff in der Verwaltung wirken soll, noch mehr in dieser Hinsicht zu unternehmen.

Dabei konnte der Bürgermeister in der Diskussion mit etwa 50 Gästen in der Scheune schon auf viele Bemühungen verweisen. Er sprach von Umweltpädagogik, die im Kinderbauernhof schon eine Heimat hat. Er verwies auf den Biotop-Verbundplan, der ökologische Inseln in der Stadt vernetzt und von der ausstehenden Diskussion über den Pflegestandard bei öffentlichen Grünflächen: „Muss es der englische Rasen sein, oder kann man nicht sagen: Let it grow, lass wachsen?“ Er sprach aber auch von dem Versuch, im Dialog mit den Pächtern städtischer Flächen den Insekten-Killer Glyphosat zu verbannen — und von dem städtischen Förderprogramm zur Dach- und Fassadenbegrünung.

Neben dieser Debatte blieb aber auch Zeit, das Bienenhaus im Bauerngarten des Hofes zu besuchen. Dort warben Imker wie Thomas Krauß dafür, präzise zu bleiben: „Die Honigbiene ist nicht gefährdet, wohl aber die Wildbienenarten.“