Mittellose Familie hat ihre Rente nun doch bekommen
Rentenversicherung hat eingelenkt, Sparkasse bietet Hausservice an.
Grevenbroich. Aufatmen kann jetzt Familie Moll aus Grevenbroich, die zu Beginn der Woche noch völlig mittelos war: „Die Rente ist da, wir haben heute mit der Post einen Scheck bekommen“, freute sich Lothar Moll. Denn die Rentenzahlung für die kranke und nicht mehr erwerbsfähige Iris Moll, von der auch ihr Mann und ihr Sohn leben müssen, war von der Sparkasse an die Deutsche Rentenversicherung zurücküberwiesen worden. Die Begründung: Die Sparkasse habe plötzlich festgestellt, dass die Rente auf das Konto des noch nicht volljährigen Sohnes überwiesen worden sei.
LotharMoll
Lothar Moll versteht nicht, weshalb er nicht mit einer einfachen Vollmacht seiner Frau, die wegen ihrer Krankheit das Haus nicht verlassen kann, ein Konto auf deren Namen bei der Sparkasse eröffnen dürfe, wie er sagt. Ihm war auch schleierhaft, wo die rücküberwiesene Rente geblieben war, und hatte deshalb einen Anwalt eingeschaltet. Nun ging aber alles doch ganz schnell. Und Lothar Moll stellte fest: „Ich hatte am Vortag noch einmal bei der Rentenversicherung angerufen, und die waren da auf einmal super freundlich. Sie haben gesagt, sie kennen meinen Fall, und ich wäre doch der Mann, über den die Zeitung geschrieben hatte“, wunderte sich der Grevenbroicher, der zuvor noch beklagt hatte, regelrecht ruppig abgefertigt worden zu sein: Auf seinen Vorhalt, seine Frau benötige wegen ihrer Krankheit unbedingt eine warme Wohnung und das Brennmaterial gehe wegen der ausgebliebenen Rentenzahlung aus, sei ihm geantwortet worden: „Dann kann sich Ihre Frau ja in eine Wolldecke einwickeln.“ Doch jetzt seien alle plötzlich sehr zuvorkommend.
Bei der Sparkasse hat Moll nach eigenem Bekunden erneut nachgefragt, nachdem deren Sprecher Stephan Meiser zuletzt lediglich auf den Hausservice des Geldinstitutes hingewiesen hatte. Es sei hinlänglich bekannt, dass die Sparkasse seit vielen Jahren schon kranken und alten Menschen die Möglichkeit biete, dass sie Sparkassenmitarbeiter zur Beratung in deren Wohnungen besuchten, sagte Meiser gestern erneut.
Moll sagt aber: „Ich habe jetzt zum ersten Mal davon gehört, dass es so etwas geben soll.“ Er habe diesen Dienst nun bestellt, wobei aber immer noch eine Frage im Raume stehe: „Mir konnte keiner bei der Sparkasse sagen, ob sie trotzdem einen Betreuungsschein verlangen werden, wenn sie ins Haus zu einer Kontoeröffnung kommen.“ Und er wird deutlich: „Ich bin jetzt mal gespannt, ob ein Sparkassenmitarbeiter, der zu uns nach Hause kommt, auch einsehen kann, dass meine Frau nur körperlich krank, aber geistig vollkommen fit ist. Sie braucht nämlich keinen Idiotenschein.“