Neuer Platz mit viel Geschichte

Reste der mittelalterlichen Stadtmauer am Romaneum entdeckt.

Neuss. Rasch lässt Hermann Loosen den Handfeger über das Mauerwerk aus groben Steinen wandern, mit der Spitzkelle schaufelt er die Erde weg. Der Grabungstechniker vom Amt für Denkmalpflege steht in einem Graben neben dem Romaneum am nördlichen Hessentordamm, wo Bauarbeiter im Zuge der Platzgestaltung auf einen Maueransatz aus dem 14. Jahrhundert gestoßen sind. Es handelt sich um einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer, der freigelegt und rekonstruiert wird.

„Der Fund ist sensationell, obwohl er an dieser Stelle für uns nicht überraschend ist“, sagt Tiefbauamtsleiter Gerd Eckers gestern bei einem Ortstermin am Romaneum.

Nachdem das markante Gebäude für Musikschule, VHS und Fernuni fast fertig ist, wird es im November an die Stadt übergeben. Für Bürgermeister Herbert Napp ist es ein tolles Gebäude, ein Schwergewicht für die Stadt, die so auch näher ans Wasser rückt.

Anfang September ist mit den Außenarbeiten rund um das Romaneum begonnen worden. Für die Platzgestaltung und die Sichtbarmachung der Funde aus Römerzeit und Mittelalter ist die Stadt zuständig. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,9 Millionen Euro.

Architektonisch ansprechend und hochwertig soll der neue Platz werden, betont Planungsdezernent Christoph Hölters. Im Bereich zwischen Romaneum und den Häusern der Hymgasse werden Natursteine verlegt. Für den Platz wird Grauwacke aus dem Bergischen verwendet, der Bereich der Brückstraße erhält einen Bodenbelag aus Basaltsteinen aus der Eifel. Der Grundriss der bei früheren Ausgrabungen entdeckten römischen Gaststätte, der Mansio, wird durch ein im Boden versenktes Lichtband dargestellt. Quadratische Pflasterflächen deuten die ehemaligen Säulenstandorte an, in einer Ecke wird ein Mauerstück aus Tuffmauerwerk rekonstruiert. Das gilt auch für einen daneben liegenden römischen Brunnen. „Das ist der einzige Steinbrunnen in Neuss, sonst bauten die Römer überwiegend Holzbrunnen“, erklärt Hölters. Die römischen Originalfunde in drei Meter Tiefe werden mit Hilfe eines Sehrohrs mit Glasabdeckung (Durchmesser: zwei Meter) sichtbar gemacht und beleuchtet.

Der Kehlturm wird mit viel Grün erlebbarer gemacht. Durch die Wiederherstellung des Stadtmauerverlaufs an der Ostseite des Romaneums soll die historische Lage der alten Stadtbefestigung verdeutlicht werden. Die Hymgasse wird neu asphaltiert und als Einbahnstraße eingerichtet. Dort entstehen auch 14 neue Stellplätze. Die Arbeiten sollen dort am Montag beginnen.

Bis Februar soll der neue Platz vor dem Romaneum komplett fertig sein, Restarbeiten werden bis Ende März ausgeführt.