Neuss: Abfallwirtschaft - Neuss macht Miese mit Altpapier
Das weltweite Geschäft mit Altpapier boomt, auch viele Kommunen profitieren. Neuss kann wegen eines langfristigen Vertrags jedoch keinen zusätzlichen Gewinn einfahren.
<strong>Neuss. Das Geschäft mit dem Müll ist ein schmutziges. Das gilt auch fürs Altpapier. Für die Stadt Neuss ist es zugleich ein teures. 9200 Tonnen an Zeitungen, Verpackungen und Pappen fielen im vergangenen Jahr in den Privathaushalten an. Für die Entsorgung jeder einzelnen zahlt die Stadt 25,66 Euro an den Rhein-Kreis Neuss. So wie jede andere Stadt im Kreisgebiet auch. Das macht für 2006 rund 236 000 Euro. In einem 380-Millionen-Etat fällt diese Summe nicht allzu schwer ins Gewicht. Ärgerlich wird es allerdings, wenn anderswo mit dem Altpapiergeschäft Gewinne statt Verluste eingefahren werden. Stattdessen müssen Müllgebühren erhöht werden.
Altpapier findet reißenden Absatz
Der Papiermarkt boomt - sagt jedenfalls der Verband Deutscher Papierfabriken. Im abgelaufenen Kalenderjahr wurden 15,2 Millionen Tonnen Altpapier zur Papierherstellung verwendet und fanden anschließend reißenden Absatz in der Industrie, besonders China und Indien lechzten danach. Aus der Bonner Verbandszentrale ist zu hören: "Man muss sich schon sehr dumm anstellen, jetzt kein Geld mit Altpapier zu verdienen." Die Kreisverwaltung koordiniert die Abfallwirtschaft der kreisangehörigen Kommunen und hat die Entsorgungsgesellschaft Neuss (EGN) mit der Verarbeitung beauftragt. Die sortiert und recycelt das Altpapier in der Aufarbeitungsanlage Grefrath und verkauft das Papier für rund 60 Euro pro Tonne an die Papierwerke der Region weiter. Der Teil des Erlöses daraus, den die EGN an den Kreis und der wiederum an die Städte zahlt, ist in den 25,66 Euro bereits berücksichtigt. Diese Zahl ist seit 2000 um 71 Cent pro Tonne gesunken, seit 2005 ist sie stabil. Zum Vergleich: Der Kreis Mettmann zahlte Mitte der 90er Jahre bei jeder Tonne entsorgten Altpapiers 58 Euro drauf. Dank gestiegener Papierpreise auf dem Weltmarkt und einem neuen Vertrag mit dem Entsorger erwirtschaftet er mittlerweile ein Plus von 18 Euro. Der Vertrag zwischen dem Rhein-Kreis Neuss und der EGN mit seinen Gebührenregelungen hat seit etwa zehn Jahren Bestand.Jörg Lacher vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung sagt: "Damals war die Entscheidung der Vertragspartner sicher vernünftig und dem Markt angepasst." Zu langfristigen Verträgen gehöre aber nun mal "eine Portion Spekulation". Die ließ die Verantwortlichen damals offensichtlich nicht vermuten, dass der Papiermarkt derart anziehen würde.
Hier könnte die Stadt bares Geld sparen: Denn für die Entsorgung einer Tonne Restmüll zahlt sie an den Kreis 165,34 Euro.