Neuss: Ärger und Freude im Schnee
Auch am Montag hielt der Schnee die Neusser Innenstadt fest im Griff. Räumfahrzeuge waren im Dauereinsatz.
Neuss. So stellt man sich einen Wintersportort wie aus einem Weihnachtslied von Bing Crosby vor: Eine prachtvolle Schicht aus feinem Pulverschnee bedeckt Tische und Stühle von Cafés, Sonnenschein und blauer Himmel tauchen das Ganze zumindest gestern Morgen in winterliche Pastellfarben.
Doch nicht jeder kann sich für die Idylle begeistern. Vor allem nicht, wer gestern mit dem Auto unterwegs ist. "Ich hab heute meine Vorlesungen nicht besuchen können", klagt etwa Daniel Arcularius. Statistik hätte er am Vormittag gehabt, nun steht er etwas verloren auf dem Marktplatz. Ähnlich sieht das auch Lisa Grützmacher, die sichtlich Mühe hat, ihren Golf an der Oberstraße einzuparken.
"Wenigstens die Hauptstraßen hätte die Stadt ja mal räumen können", schimpft die Schülerin, die sich gestern den Schulbesuch schenken musste. Dem Schnee etwas Gutes abgewinnen wollen Martina und Edmund Sommerfeld: Nach einem Einkaufsbummel entspannt das Ehepaar auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Münster. "Dass die Bürgersteige allerdings nicht geräumt ist, ist schon ein tolles Ding", meint Edmund Sommerfeld.
"Wir tun ja, was wir können", setzt Jürgen Scheer von der zuständigen Abfall- und Wertstofflogistik (AWL) Neuss dagegen. Die Besatzungen von allen sechs Räumfahrzeugen seien seit Sonntagmorgen ununterbrochen im Einsatz. "Die haben gerade mal etwas gegessen, schon ging es weiter. Da wird gearbeitet bis zum Anschlag." Und immerhin könne der Betrieb aller Buslinien aufrecht erhalten werden, wenn auch mit Verspätungen.
Dennoch muss sich Volker Preuß, der in orangefarbener Arbeitskleidung an der Kreuzung vor dem Kreishaus mit Schaufel und Besen versucht, des Schneematschs Herr zu werden, allerlei Schmähungen anhören. Nicht wenige Passanten sind es, die in dem tiefen Matsch fluchend steckenbleiben.
Immerhin scheint der Schneefall in Neuss ohne gravierendere Folgen geblieben zu sein. Bis zum Abend meldete die Polizei außer kleineren Blechschäden lediglich einen größeren Unfall mit zwei Leichtverletzten am Hammfelddamm. Dort stauen sich die Fahrzeuge ab 11.25 Uhr bis auf die B1 hinauf.
Und doch gibt es Neusser, die angesichts der weißen Pracht jubeln. Arina Stoica etwa, die auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein verkauft. "Das ist das beste, was passieren kann. Bei dem Wetter wollen die Leute einfach etwas Heißes haben."