Neue Pläne für Baudenkmal in Neuss-Reuschenberg Diskussion um Zukunft der Erlöserkirche
Reuschenberg · Die evangelische Kirchengemeinde verhandelt mit der Diakonie und der Stadt über eine neue Nutzung für das Baudenkmal, den Neubau einer Kindertagesstätte und die Möglichkeit, Senioren-Wohnungen zu errichten.
. Was tut man mit einem Baudenkmal, für das man keine Verwendung hat? Diese Frage beschäftigt die evangelische Kirchengemeinde Neuss-Süd, die mit der alten Erlöserkirche an der Lutherstraße zwar ein echtes Kleinod besitzt, wie Pfarrerin Beate Müsken stolz erklärt, das aber nur Kosten verursacht. Jetzt zeichnet sich mit dem Umbau zu einer Tagespflegeeinrichtung eine große Lösung ab, doch laut reden will man darüber auch beim Partner Diakonie nicht. „Wir wollen in Ruhe etwas entwickeln, was dem Stadtteil nutzt“, sagt Diakonie-Vorstand Bernd Gellrich.
Dabei ist schon eine Menge passiert. Das Gotteshaus, eine 1951 in Fertigbauweise errichtete Notkirche, wurde im vergangenen Jahr als Sakralbau entwidmet. Von Seiten der Kirche gäbe es also keine Einschränkungen mehr, sagt Müsken. Zudem liegt schon ein Architektenentwurf für die Umwandlung in eine Tagespflege vor. An 16 Plätze sei gedacht, sagt Gellrich. Eine solche Senioreneinrichtung würde im Ort eine Lücke schließen, ergänzt Müsken, weil die evangelische Kirchengemeinde in diesem Segment im ersten Pfarrbezirk (Reuschenberg, Holzheim, Selikum) noch kein Angebot macht. Das Baudenkmal selbst darf äußerlich nicht verändert werden, doch muss und soll, um eine so große Einrichtung unterbringen zu können, ein Anbau her, der in etwa den Abmessungen des alten Pfarrhauses entspricht. Was aus diesem Gebäude wird, ist nach Darstellung von Tim Heise, dem Finanzkirchmeister im Presbyterium, derzeit offen. „Ein Abbruch oder Teilabbruch ist aber wahrscheinlich“, sagt er.
Kita ist vor einigen Jahren an
den Hubertusweg umgezogen
Mit der Erlöserkirche, die durch den 1972 fertiggestellten Neubau an der Erprather Straße überflüssig wurde, nimmt die Gemeinde auch die direkt angrenzende Kindergartenfläche in den Blick. Die Kita der Gemeinde selbst ist vor einigen Jahren an den Hubertusweg umgezogen, sagt Müsken, seitdem steht das Gebäude der Stadt zur Verfügung. Die bringt dort Kitas unter, die zum Beispiel aufgrund von Bauarbeiten vorübergehend ausweichen müssen. Das DRK und die Lukita nutzten das schon, aktuell ist dort ein Waldkindergarten zu Gast.
Angesichts dieses Nutzungsrechtes der Stadt geht Finanzkirchmeister Heise davon aus, dass an dem Standort wieder ein Kindergarten entstehen wird. Der müsste mindestens viergruppig sein, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Und er müsste einen Neubau bekommen. Das alte Gebäude sei nämlich baulich nicht mehr zu halten, sagt Heise. Beim Thema Neubau sind Gemeinde und Diakonie mit der Stadt im Gespräch. Denn über der neuen Kita könnten zum Beispiel Senioren-Wohnungen entstehen. Damit wäre die Tagespflegeeinrichtung kein Solitär, sondern gut eingebettet, sagt Heise. Jung und Alt kämen in engen Kontakt, sagt er. Zudem würde der Neubau das Gesamtpaket wirtschaftlich machen. „Der Umbau der alten Erlöserkirche alleine rechnet sich nicht.“ Heise hofft, dass schon im Herbst Pläne öffentlich vorgestellt werden können. Eine Umsetzung sollte so schnell wie möglich erfolgen – auch weil die Stadt Kitas braucht.