Frauenfrage beim Schützenfest Neuss Linke: Frauen aufnehmen oder Schützen Geldhahn zudrehen

Neuss · Die Linke/Die Partei fordert finanzielle Konsequenzen, bei negativem Ergebnis in der Frauenfrage.

„Tradition allein ist kein Argument“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Yulia Vershinina (Die Partei).

Foto: Vivian Vaine

(jasi) Kurz vor dem „Tag der Entscheidung“ nimmt der Druck aus der Politik zu. Auf der Mitgliederversammlung des Neusser Bürger-Schützen-Vereins (NBSV) am 15. Dezember soll unter anderem darüber abgestimmt werden, ob Frauen künftig eine passive Mitgliedschaft ermöglicht werden soll. Was bislang als problemlos galt, war nach einer rechtlichen Prüfung des Komitees zuletzt ins Wanken geraten.

Grüne Jugend und Jusos hatten vor wenigen Tagen mit einem Appell politisch vorgelegt, jetzt legen weitere Akteure nach. Die Ratsfraktion Linke/Die Partei geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht sich dafür aus, dass der NBSV und seine Aktivitäten zukünftig nicht mehr mit städtischen Mitteln unterstützt werden könne, wenn der Verein beschließen sollte, auch weiterhin nur Männer aufzunehmen.

„Die Stadt ist stolz darauf, ein Gremium wie den Gleichstellungsbeirat zu haben, in dem man ausführlich über den Frauenanteil bei der Verwaltung, bei städtischen Betrieben und in Führungspositionen diskutiert. Doch ein Thema, das in der Neusser DNA tief verankert ist, wird als heilige Kuh behandelt und nicht angefasst: das Neusser Bürger Schützenfest“, erklärt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Yulia Vershinina (Die Partei). Während viele andere Vereine die Gleichstellung gezielt voranbrächten, um möglichst viele Neusserinnen mitzunehmen und gleichzeitig noch Förderkriterien erfüllen müssten, um Geld von der Stadt zu bekommen, schließe der NBSV bisher mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus und bekomme dafür auch noch öffentliche Mittel.

Auch die Grünen – sowohl auf Stadt- als auch auf Kreisebene – teilten am Montag mit, sich der Stellungnahme der Grünen Jugend und der Jusos anzuschließen – und appellieren für eine Öffnung des Neusser Bürgerschützenfestes für alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts. Sarah Clemens, Co-Sprecherin des Kreisverbandes, merkt an: „Besonders die Frauen stellen ja nicht bloß das Publikum und erfüllen der Tradition gemäße Rollen, wie zum Beispiel Blumen zu überreichen, sondern werden auch in vielen organisatorischen Bereichen des Vereinswesens aktiv; zum Beispiel beim Organisieren der Verpflegung.“ Andrea Wilhaus, Sprecherin der Grünen Neuss, stellt klar, „dass in der heutigen Zeit die aktive Teilnahme von Frauen eigentlich selbstverständlich sein sollte. Dormagen hat’s vorgemacht, wie es gehen kann.“

Schützenpräsident Martin Flecken teilt auf Nachfrage mit, die Appelle aus der Politik aufzunehmen, betont aber gleichzeitig: „Nach deutschem Recht können Vereine selbst entscheiden, was sie machen – auf demokratischer Basis der Mitglieder-Meinung.“