Neuss mit dem Dampfer ansteuern Ein fester Anleger für die Personen-Schifffahrt
Neuss · In 15 Minuten mit dem Schiff nach Düsseldorf: Diese Vorstellung treibt Bürgermeister Reiner Breuer an, der den Bau eines Steigers für Personenschiffe am Hafenbecken I forciert. Zum Hansetag soll er fertig sein.
Neuss erhält Anschluss an die Personen-Schifffahrt. Spätestens zum Hansetag 2022, der in Neuss ausgerichtet wird, soll im Hafenbecken I ein Steiger in Betrieb sein, über den alle, die die Stadt von der Wasserseite aus ansteuern, bequem und barrierefrei festen Boden betreten können. Und das bei jedem Wasserstand, wie Hafendirektor Sascha Odermatt erklärt.
Seit 2014 kommt das Thema Schiffsanleger immer wieder auf. Bislang scheiterte sein Bau an den Sorgen der Gewerbebetriebe am Ostufer des ältesten Hafenbeckens, dass Zulieferer und Kunden mit dem Binnenschiff nicht mehr ungehindert bei ihnen festmachen könnten. Nun endlich konnte ein Einvernehmen hergestellt werden, bestätigt Odermatt. Das Bemühen, die Beeinträchtigungen der Hafen-Anrainer so gering wie möglich zu halten, habe die Suche nach einem Standort für den Steiger aber nicht einfach gemacht.
Entschieden ist nun: Kommt der Steiger – das Thema wird dem Aufsichtsrat der Häfen erst in der nächsten Sitzung vorgestellt –, dann kommt er an das Westufer, direkt unterhalb des UCI-Kinos. Dort gibt es in einer Ausbuchtung der Spundwand eine steile Treppe, über die derzeit Passagiere mehr an Land krabbeln als gehen. „Kompliziert und gefährlich“ nennt Odermatt den Einstieg. Aber Neuss hat nichts anderes.
Mit der Umgestaltung des Hafenbeckenkopfes mit Treppe und Promenade verschwand der alte Steiger, der nicht schön aber wenigstens funktional war. Durch die Umgestaltung kam Neuss also wie beabsichtigt ans Wasser, der Neusser aber nicht mehr aufs Wasser.
Das will Bürgermeister Reiner Breuer, der auch die Zeitvorgabe „Hansetag“ definiert hat, ändern. Ihn treibt die Vorstellung an, dass künftig Düsseldorf mit dem Boot in einem 15-minütigen Mini-Urlaub auf dem Wasser erreicht werden kann – und Neuss umgekehrt natürlich auch.
Den Reiz einer solchen direkten Verbindung hatte auch Michael Küffner als Geschäftsführer der „Weißen Flotte“ vor Augen, als er 2014 in Neuss Gespräche über die Einrichtung eines regelmäßigen Linienverkehrs führte. Ein paar Jahre und Enttäuschungen später äußert er sich zu den neuesten Entwicklungen zurückhaltend. „Eine gute Nachricht. Wenn der Steiger fertiggestellt ist, können wir uns darüber unterhalten.“
Am Steiger sollen aber nicht nur Ausflugsdampfer aus Düsseldorf festmachen, sondern vielleicht auch bald „Wasserbusse“. Die Einrichtung eines solchen Liniensystems, das auch das Straßennetz von Pendlern entlasten könnte, wird derzeit mit den Städten Düsseldorf und Köln erörtert. Der Anlegesteg (Abmessungen 15 mal 5 Meter) soll mit zwei bis drei Anlegedalben so ausgestattet werden, dass dort auch große Fahrgastschiffe festmachen können, die Touristen als Teilnehmer einer Flusskreuzfahrt nach Neuss bringen könnten. Der Steiger eröffnet also auch eine touristische Perspektive.
Die Nachfrage aus dem Markt sei da, sagt Odermatt. Und offenbar ist sie so interessant, dass die Gesellschaft die etwa 700.000 Euro selbst investieren will, ohne schon mit potenziellen Nutzern gesprochen zu haben. Das soll nun geschehen. Denn für die Unterlagen zur Vorbereitung eines Aufsichtsratsbeschlusses muss eine Projektgruppe in der Hafenverwaltung auch klären, wie und ob sich eine positive Einnahmeseite abbilden lässt.