Städtebau in Neuss Geld vom Land für Sanierung am Bahnhof

Nordstadt · 67 Hektar Fläche rund um den Bahnhof werden städtebaulich neu geordnet. Mehrere Konzepte dazu können jetzt beauftragt werden.

 Der Abbruch der alten Schraubenfabrik läuft. Teile werden aber erhalten. Wie sie genutzt werden können soll nun über ein Konzept ausgelotet werden.

Der Abbruch der alten Schraubenfabrik läuft. Teile werden aber erhalten. Wie sie genutzt werden können soll nun über ein Konzept ausgelotet werden.

Foto: Christoph Kleinau

Das Land konnte überzeugt werden: Mit 445.000 Euro aus Mitteln der Städtebauförderung unterstützt Nordrhein-Westafeln in diesem Jahr die Anstrengungen der Stadt, mit einem Sanierungskonzept für das Bahnhofsumfeld die Nahtstelle zwischen Innenstadt und Furth neu zu definieren. Damit ist ein Etappenziel auf dem Weg von der Planung zur Umsetzung erreicht. Allerdings: Der Weg ist noch weit bis das Projekt, das auf 25 Millionen Euro taxiert ist, Wirklichkeit geworden ist. Planungsdezernent Christoph Hölters rechnet mit einer „zweistelligen Jahreszahl“.

Grundlage für den Förderantrag war das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), auf das sich Verwaltung und Politik im Vorjahr verständigt hatten. Seit 2017 war es unter Beteiligung vieler Bürger mit dem Ziel entwickelt worden, 67 Hektar Fläche neu zu ordnen. Dieser Teil der Stadt weise zwar eine hohe funktionale Bedeutung auf, habe aber etliche Schwächen. Verkehrsprobleme und Parkplatznot, wenig einladend gestaltete Straßenzüge, wenig Grünflächen aber die höchste Einwohnerdichte der Stadt und fehlende Orte für das Quartiersleben, um nur die wichtigsten zu nennen.

Integraler Bestandteil im Plangebiet ist das Gelände der ehemaligen Schraubenfabrik, wo aus Hölters Sicht das Veränderungspotenzial am größten ist. Die Fabrik wird derzeit abgebrochen, ein neues Quartier entsteht. Damit das nicht wie ein Fremdkörper der südlichen Frth einfach nur „eingesetzt“ wird, sondern sich in den, so Hölters, Stadtorganismus integriert, wurde der städtebauliche Wettbewerb für die Industriebrache mit dem ISEK-Prozess verbunden.

Diesem Gedanken an eine Vernetzung folgten die Planer auch, als sie das Sanierungsgebiet definierten. Das bezieht den Hermannsplatz ein, dessen Entwicklungspotenzial vor allem eine Bunkeranlage verbaut, aber auch die Bahnflächen im so genannten Gleisdreick westlich des Bahnhofes. Tote aber innenstadtnahe Flächen zwischen den Gleisen, auf denen sich Hölters – eine gute Idee für die Zuwegung vorausgesetzt – etwa Urban Gardening vorstellen kann. Teil des Sanierungsgebietes ist auch der ehemalige Güterbahnhof und das Gebiet zwischen Salz-, Rheintor- und Königstraße. „Wir wollen unseren ehemaligen Baubetriebshof wieder in Nutzung bringen“, erklärt Hölters diese „Ausbuchtung“.

Um die große Fläche in den Griff zu bekommen, wurden vier Leitprojekte definiert: „Freiräume schaffen und vernetzen“, ist eines davon, bei dem die Schraubenfabrik mit einem Grünzug Weißenberger Weg eine zentrale Rolle spielt. Daneben geht es um die Aufwertung der Further Straße, eine Weiterentwicklung des Bahnhofes als Mobilitätsdrehscheibe und die Neuordnung des Theodor-Heuss-Platzes.

Dafür ist jetzt Geld da. 100.000 Euro hat das Land in Aussicht gestellt (der Bewilligungsbescheid liegt noch nicht vor), um eine Machbarkeitsstudie für den Platz in Auftrag zu geben. Eine Umsetzung wird ab 2022 ins Auge gefasst. Weitere 80.000 Euro aus Städtebaumitteln sollen in ein Freiraumkonzept investiert werden. Die dritte Studie, die Hölters noch in diesem Jahr in Auftrag geben möchte, widmet sich der Frage, wie die industriellen Relikte der Schraubenfabrik, die der Abrissbagger verschonen wird, genutzt werden können.

Mit all diesen Konzepten ist das Projekt noch im Zeitplan. Rathausintern, so stand es jedenfalls vor der Corona-Pandemie auf der To-do-Liste für 2020, sollten noch die Überarbeitung eines Beleuchtungskonzeptes, eines zur Stärkung des Sicherheitsempfindens und ein drittes zum „Ruhenden Verkehr“ vorbereitet werden. Für den weiteren Fortgang wichtig ist auch, dass das Land Geld gibt, damit die Stadt ein Projektmanagement durch Dritte beauftragen kann. Jemanden, der alle Akteure zusammenbringt.