Neuss: "Erfolgsstory" der Neuss-Düsseldorfer Häfen auf Krefeld übertragen

Im Interview nimmt Hafen-Geschäftsführer Ulrich Gross zur Beteiligung am Krefelder Hafen Stellung.

WZ: Herr Groß, warum sind die Neuss-Düsseldorfer Häfen so interessiert an einer Beteiligung in Krefeld?Gross: Ganz einfach: Wir haben bei uns fast keine freien verfügbaren Flächen mehr. Die gibt es aber reichlich in Krefeld. WZ: Die Neuss-Düsseldorfer Häfen schreiben Erfolgsgeschichte - in Krefeld ist das ein wenig anders. Stürzt sich der Hafen in ein Verlustgeschäft?Gross: Nein. Der Krefelder Hafen liegt im Dornröschenschlaf, der Kämmerer und die Stadt möchten jetzt aus der Verlustrechnung raus. Deshalb hat die Stadt europaweit eine Beteiligung ausgeschrieben und will privatisieren. WZ: Trotz der Defizite ist der Krefelder Hafen also für Sie attraktiv? Gross: Natürlich! Wir wollen wachsen, und wir wollen Gewinne machen. Kollege Schäfer und ich gehen davon aus, dass der Krefelder Hafen im Zuge der Privatisierung die gleiche Metamorphose durchmacht wie die Häfen in Neuss und Düsseldorf. Die waren ja vor nicht allzu langer Zeit auch noch städtische Eigenbetriebe. WZ: Nun bieten die Krefelder aber nur eine Beteiligung von 49 Prozent an . . .Gross: . . . und wir hätten natürlich lieber 51 Prozent gehabt. Aber wir haben gemeinsam eine andere Möglichkeit gefunden. WZ: Und die wäre? Gross: Die Krefelder werden uns, wenn es zu der Beteiligung kommt, die wirtschaftliche Federführung überlassen. Wir werden einen der beiden Geschäftsführer stellen und unser Erfolgsmodell auf Krefeld übertragen. Da gibt es ja bis auf die Bahn keinen Eigenumschlag mehr. Das werden wir ändern. WZ: Ist nach einer Beteiligung eine wie auch immer geartete Zusammenführung der beiden Häfen geplant?Gross: Nein, es wird eine 49-prozentige Beteiligung geben, und es bleiben zwei getrennte, eigenständige Unternehmen. In Krefeld werden jedenfalls zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. WZ: Noch ist der Krefelder Hafen ein Eigenbetrieb der Stadt. In welcher Form würde er mit Neuss-Düsseldorfer Beteiligung geführt? Gross: Als GmbH & Co KG. WZ: Ist das ein klassisches Beispiel dafür, was die Gemeindeordnung jetzt noch zulässt und was nach der geplanten Verschärfung der wirtschaftlichen Betätigung von Kommunen erschwert würde? Gross: Nach bestehender Gemeindeordnung ist diese Privatisierung in Krefeld in Ordnung. Die künftige Gemeindeordnung mit dem dann schärfer gefassten Paragrafen 107 könnte das glatt verhindern. WZ: Die Neuss-Düsseldorfer Häfen haben - unter Vorbehalt, weil der Rat noch nicht entschieden hat -, ein verbindliches Angebot abgegeben. Auch die Duisburger sind noch im Rennen. Wer gewinnt? Gross: Ich gebe keine Prognose ab. Der Krefelder Rat tagt Mitte Juni. Vielleicht gibt es ja dann eine Entscheidung. Start soll jedenfalls zum 1. Januar 2008 sein.