Neuss: Ganz ohne Lokalkolorit

Drei Werke von Karin Geiger auf Plakatwänden

Neuss. Es ist keiner der schönen, heimeligen Plätze in Neuss, an denen diese Kunst zu sehen ist. An der Breite Straße/Ecke Friedrichstraße sind an zwei Häuserwänden drei großformatige Fotos auf Plakatflächen zu sehen. Drei Momenaufnahmen der Stadt, ganz ohne Lokalkolorit. Ein Blick ins Rheinparkcenter, Vermesser vor dem alten Werhahn-Holzlager am Hafenbecken, ein Mädchen, gedankenverloren, zwischen Brückenrand und Bahngleisen Am Kaiser. Dahinter rauscht der Verkehr der Friedrichstraße, davor stehen Altglascontainer und Stromkästen.

Die Künstlerin Karin Geiger, die nach Aufenthalten in Kanada und Los Angeles sowie einer Lehrtätigkeit an der Hochschule Leipzig seit einiger Zeit ihr Atelier im Hafen gefunden hat, sagt: "Ich zeige nicht das repräsentative Neuss. ich gehe nicht vors Rathaus. Ich suche die für mich poetischen Stellen." Und das sind für sie "Transiträume".

Die Fotos wirken seltsam anrührend, vor allem das Bild mit dem Mädchen mit I-Pod strahlt Melancholie aus. Auch wenn die junge Frau von der Künstlerin für die Aufnahme eingeladen wurde, auch wenn die Vermesser eigens für das andere Bild ihre Geräte aufbauten: Hier wirkt nichts arrangiert, gestylt. Fast dokumentarisch sind die Fotos. Was sie vom Journalismus unterscheidet? "Es muss Dauer ins Spiel kommen", sagt Katrin Geiger.

Die Schau von Kunst im öffentlichen Raum ist jetzt 50 Tage zu sehen. Sie ist Teil des Projektes "Different Places - Different Stories" an dem sich elf Städte und Gemeinden zwischen Rhein und Maas beteiligen.

Mehr Fotografien von Karin Geiger sind ab Freitag im Atelierhaus an der Hansastraße 9 zu sehen. Die Ausstellung wird um 19 Uhr eröffnet.