Besuch im Impfzentrum Neuss Auch an Heiligabend wurde geimpft
Neuss · Eine Corona-Schutzimpfung vor der Bescherung? Das war jetzt in der Hammfeldhalle möglich. Ein Besuch.
Was für eine Bescherung: 579 Menschen kamen an Heiligabend zum Impfzentrum in der Hammfeldhalle. Zwölf Impfärzte garantierten kurze Wartezeiten. Alles war bestens organisiert. Enttäuschend war allein die überaus geringe Zahl der Erwachsenen, die sich zum ersten Mal impfen ließen. Besser spät als nie: Das dachten sich nur vier Personen, was einem Anteil von gerade einmal 0,69 Prozent entspricht.
Eine Impfung zu Weihnachten ist ein Geschenk, das man nicht einpacken und mit einer Schleife verzieren kann, das aber dazu beitragen kann, Leben zu retten und vor einer schweren Erkrankung zu schützen. Und diese Impfung zeigt außerdem, dass man für sich und andere Verantwortung übernimmt. Wünsche, wie sonst zu Weihnachten üblich, konnten allerdings nicht geäußert werden. Alle über 30 bekamen Moderna oder Johnson & Johnson gespritzt, Biontech erhielten die Jüngeren. „Meinetwegen“, lautete die lapidare Antwort einer älteren Frau in Bezug auf diese Regelung.
Es ging sehr routiniert zu und dass Weihnachten unmittelbar vor der Tür stand, merkte man nicht unbedingt: Einige Mini-Weihnachtsbäume als Deko hatten es schwer, so etwas wie eine Minimaldosis Weihnachtsfeeling im Eingangsbereich und in der riesigen Turnhalle zu erzeugen. Wer die Ohren spitzte, konnte Weihnachtslieder hören, die aus kleinen Geräten drangen. „Als wir hier um 8 Uhr anfingen, warteten rund 20 Impfwillige“, sagte Leon Theißen von der Kreisverwaltung. Von einem Massenandrang kann man da nicht sprechen, aber 579 Impfungen können durchaus als Erfolg gewertet werden.
Die meisten Erwachsenen
wollten sich boostern lassen
Die allermeisten Erwachsenen zückten ihren gelben Impfausweis, wollten sich boostern lassen. Blitzschnell wurde ihre Körpertemperatur am Handgelenk gemessen. Lediglich 30 Menschen holten sich ihre zweite Spritze ab. 131 Impfwillige waren zwischen fünf und elf Jahre alt.
Die Kinder wurden in zwei Impfstraßen von zwei Kinderärztinnen geimpft. Unter den 131 jungen Impfwilligen war die elfjährige Marie Thon aus Korschenbroich. Nach dem Piks gestand sie schon, ein wenig Angst gehabt zu haben. „Es war der Wunsch meiner Tochter, sich impfen zu lassen“, erklärte Vater Peter. Er selbst und seine Frau seien längst geboostert. Verständnis für die Impfgegner habe er nicht. „Ich bin seit März letzten Jahres in Kurzarbeit“, gab der Unternehmensberater zu bedenken, die Pandemie werde zur Existenzbedrohung. Sein Tipp: „Impfverweigerer sollten in den Medien nicht ständig präsent sein.“
Claudia van Bebber, Medizinisch-Technische Fachangestellte aus Düsseldorf, war eine von fünf Kräften, die die Spritzen aufzog – hinzu kamen fünf „Läufer“, die die Spritzen zu den einzelnen Impfstraßen brachten: „Ich habe früher immer am Vormittag des Heiligabends Geschenke eingepackt“, erklärte Claudia van Bebber. Dies habe sie nun schon früher erledigt. Die Resonanz bezeichnete sie als „besser als erwartet“.
So weitläufig das Impfzentrum auch ist: 22 Hilfskräfte sorgten dafür, dass sich niemand verlaufen konnte. Es waren überwiegend Ehrenamtler vom Deutschen Roten Kreuz, von den Maltesern und den Johannitern. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hatte die Ärzte entsandt wie Sabri Shamali, der von dem Medizinstudenten Maher Afzali unterstützt wurde.