Karneval in Neuss Finanzen bereiten Karnevalisten Sorgen
Neuss · Die Vereine wollen ein Veranstaltungsverbot, sehen sich aber jetzt selbst zum Handeln genötigt.
Bei immer mehr Karnevalisten bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass die Session gelaufen ist. Marco Roeb, Sprecher der Karnevalsgesellschaft „Grün Weiß Gelb“, gehört zwar noch zu den Offiziellen, die ihre Sitzungen noch nicht abgesagt haben, doch deren Zahl wird immer kleiner.
Der Norfer Narrenclub, die Volksbank und ganz aktuell auch die „Blauen Funken“ machen die Schotten dicht. „Mit blutendem Herzen“, wie Funken-Chef Andreas Stuhlmüller betont – und vorerst „nur“ für die vier Veranstaltungen im Januar. Denn die Hoffnung, sagt Stuhlmüller mit Blick auf zwei Feiern im Februar, stirbt zuletzt.
Zwei Tage vor Weihnachten hatte das Land die Vereinsverantwortlichen zu einer Online-Runde zusammengetrommelt, und rund 100 Präsidenten waren daheim an ihren Rechnern dabei. Ein Fonds sei nicht das, was die Karnevalisten wollen, sagte Stuhlmüller in der Runde. „Wir wollen ein Verbot durch das Land.“ Denn dann könnten die Vereine auf höhere Gewalt verweisen – und wären als Veranstalter aus der Haftung.
Genau das lässt Roeb zaudern. Die wirtschaftliche Lage erlaube keine Absage von Herren-, Damen- und Seniorensitzung durch den Verein, sagt Roeb, der das Haftungsrisiko auf 30 000 Euro taxiert. Er hofft auf einen Durchbruch im Sinne der Vereine beim Bund-Länder-Gipfel am 7. Januar und hat den Kartenvorverkauf bis zu diesem Termin eingefroren. Auch Jean Heidbüchel von den Heimatfreunden hat den Nüsser Ovend nicht nicht abgesagt. Abwarten wollen auch Markus Hansen (Hippelänger Jecke), Michael Hilgers (KG „Blau Weiß Rot“ Holzheim) und Marcus Kivelitz (Karnevalsfreunde Grefrath).
Nicole Schmitz, erst seit Kurzem Präsidentin des Norfer Narrenclubs, hat dessen Sitzung in der Gesamtschule abgesagt, als die ersten Karten zurückgegeben wurden. Sie hatte Sorge, dass die Durchführung angesichts des Aufwandes ein noch höheres Risiko für den Verein bedeuten könnte als die Absage. Nun sucht sie einen Ausgleich mit den schon verpflichteten Interpreten.
Den hat die Volksbank entsprechend ihres genossenschaftlichen Selbstverständnisses schon geregelt: Die Sitzung ohne Namen am 18. Januar fällt zwar aus, aber alle Künstler bekommen ihre Gage, berichtet Banksprecher Christian Feldbinder. Das nötigt Klaus Rupprecht vom Bauchredner-Duo „Klaus und Willi“ Respekt ab: „Von uns wird von den Veranstaltern oft erwartet, dass wir die gültigen Verträge stillschweigend und ohne irgendein Entgegenkommen zerreißen.“