Blue in Green in Neuss Jazz in besonderer Weise mit Klassik vereint

Neuss · In der Blue-in-Green-Jazzreihe gab es ein Konzert, bei dem Jazz- auf Kammermusiker trafen.

Die erfolgreiche Jazzreihe „Blue In Green“ hat sich – seit ihrem Beginn im Kulturforum Alte Post vor bald zwei Jahrzehnten – zu einer Institution der Neusser Musiklandschaft mit überregionaler Strahlkraft entwickelt. Da die erwähnten Kunst- und Kulturstätte derzeit saniert wird, fand das Konzert jetzt wieder im alten Ratssaal am Markt statt. Und Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger erwähnte bei seiner Begrüßung stolz, dass die Obhut der Jazzreihe ab Herbst bei ihm und seinem Team liege.

Unter der künstlerischen Leitung des Gitarristen und Komponisten Philipp van Endert und zusammen mit seinem Gast und Freund, dem Vibraphonisten Mathias Haus, gingen die beiden eine knapp 90-minütige musikalische Liaison mit Mitgliedern des Quintetts (Moritz Ter Nedden, Luis Inestal García, Carmen Rodríguez Romero, Milan Vrsajkov, Vilmos Buza) der Deutschen Kammerakademie Neuss ein, die ein staunendes Publikum begeisterte. Christian Kappe (Trompete/Flügelhorn), André Nendza (Bass) und Roman Babik (Keyboard) vervollständigten einen Klangkörper, der den voluminösen Effekt eines Orchesters mit dem typisch filigranen Ausdruck des Jazz in besonderer Weise vereinen konnte. Ist die Musik van Enderts schon von Hause aus ein melodischer kuscheliger Klangteppich, auf dem man stundenlang sitzen möchte, so wirkt der gemeinsame Vortrag mit fünf Streichinstrumenten fast lyrisch. Keyboard, Kontrabass und Trompete ordnen sich ein, der ehrwürdige Saal im Rathaus ist bald randvoll mit Wohlklang. Sechs Stücke seines aktuellen Albums „Moon Balloon“ stehen auf dem Programm und die respektvolle Stille während des Vortrages wird nur durch frenetischen Beifall unterbrochen. Auch den Streichern ist die Freude anzumerken, sich mal auf musikalisch fremdem Terrain zu bewegen. Van Endert: „Herzlichen Dank, dass ihr mitgemacht habt!“

Nach der Pause übernehmen Mathias Haus und sein Vibraphon das Podium und er beginnt, mit Blick auf das Quintett der Akademie, mit einem Kompliment, das das Publikum aus den Stühlen holt: „Ich mach die Neusser jetzt mal stolz; es klingt fantastisch!“ Es folgen vier Stücke seines Albums „All My Life“, die mit ihrer romantischen Poesie und Harmonie geradezu an Balladen erinnern. Der international vielfach ausgezeichnete Musiker und langjährige Gary Burton Meisterschüler versteht es ebenfalls eindrucksvoll, virtuose Klanglandschaften zu kreieren, in denen es einem wohlig gut geht. Der Abend endet viel zu schnell, auf Termine der Jazzreihe „Blue In Green“ darf sich Neuss weiter freuen.