Neuss: Nachfrage nach Tagesmüttern steigt

Betreuung: Rund 130 Tagesmütter gibt es in Neuss, sie betreuen derzeit über 280 Kinder.

Neuss. Nicki schreit. Emma muss gewickelt werden, und während Bela und Lenalotta spielen, verteilt Joel seinen Joghurt auf dem Pullover. In Situationen wie diesen braucht Susanne Nowaczyk eigentlich vier Hände - zum Beruhigen, zum Windelnwechseln, zum Mitspielen und zum Joghurt-Abwischen. Für die Tagesmutter gehören solche Szenarien zur Routine. Seit zwei Jahren betreut sie Tageskinder. "Im Schnitt habe ich einen 16-Stunden-Tag", sagt Nowaczyk.

Reich wird sie damit nicht. Pro Kind und Stunde bekommt sie 4,50 Euro. Als Selbstständige muss sie sowohl Steuern als auch Sozialversicherungsabgaben zahlen. Hinzu kommen Betriebskosten für abgenutzte Möbel oder mehr Hausmüll. "Der Sanierungs- und Renovierungsbedarf ist bei uns relativ hoch", sagt die 46-Jährige.

Dass das Tagesmutter-Dasein kein Job ist, um das große Geld zu verdienen, weiß auch Helga Dittrich. Sie ist Leiterin der Fachberatung Kindertagespflege des Jugendamtes und stellt nicht nur die Kontakte zwischen Eltern und Tagespflegepersonen her, sondern ist auch Ansprechpartner bei Fragen und Problemen.

Derzeit gibt es in Neuss etwa 130 Tagesmütter und zwei Tagesväter. Rund 280 Kinder werden von ihnen betreut. Angebot und Nachfrage halten sich die Waage. Noch. "Wir haben im Moment Anfragen von Eltern und auch noch freie Plätze bei Tagesmüttern", sagt Helga Dittrich. Allerdings müsse nicht nur das Verhältnis zwischen Eltern, Kind und Tagesmutter stimmen, auch Betreuungszeiten und Entfernung spielten bei der Auswahl eine Rolle. "Die Nachfrage steigt, das merken wir", sagt Dittrich.

Nicht zuletzt dank der Tageseltern steht Neuss in Sachen U-3-Betreuung gut da. "Bis 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Unterdreijährige. Das entspricht einem Bedarf von 35 Prozent. Derzeit liegen wir bei rund 20 Prozent", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. Aus seiner Sicht sind gerade Tagesmütter mit ihrem flexiblen Angebot eine gute Option, um in Neuss den Rechtsanspruch zu garantieren. "Der Bau eines neuen Kindergartens ist ungleich teurer und im Hinblick auf die Demografie in zehn, 15 Jahren möglicherweise überflüssig."

Umsonst sind Tagesmütter für die Stadt auch nicht: Derzeit liegen die kommunalen Mittel für die Kindertagespflege bei etwas über 100000 Euro pro Monat.