Ermittlungen in Neuss Oldtimer-Diebe in Neuss: „Die Täter müssen völlig abgezockt sein“
Neuss · Es ist ein Fall mit vielen Fragezeichen: Gleich neun alte Fahrzeuge wurden aus zwei Garagen an der Gladbacher Straße gestohlen. Vor allem zu einem knallroten Ford pflegt der Besitzer eine emotionale Beziehung.
Mit rätselndem Blick steht Jürgen Grütter im verregneten Innenhof an der Gladbacher Straße und blickt auf die beiden schweren Metall-Tore. Auch Tage danach kann sich der 77-Jährige nicht erklären, wie die Diebe vorgegangen sind. Weder die rostfarbenen Tore, noch die eigens angefertigten Spezialschlösser sind beschädigt. Was jedoch feststeht: Neun Fahrzeuge von Jürgen Grütter fehlen. Wurden von Unbekannten aus den beiden Garagen hinter einem Autohaus in der Nordstadt gestohlen.
Es handelt sich dabei keineswegs um „alltägliches“ Diebesgut, sondern um Fahrzeuge, wie sie nur noch selten vorkommen. Der Gesamtschaden wird auf rund 100 000 Euro geschätzt. Neben acht speziellen Motorrädern – hauptsächlich der Marke BMW und zum Teil mit Beiwagen – wurde auch ein besonderer Ford des Typs „17MTS“ entwendet. Das knallrote Fahrzeug (Baujahr 1960) wurde wegen seiner Form im Volksmund auch liebevoll „Badewanne“ genannt. Zu dem Wagen pflegten Jürgen Grütter, der im benachbarten Düsseldorf-Heerdt lebt, und sein Sohn eine besondere Beziehung. „Ich kenne darin jede Schraube“, sagt der gelernte Kfz-Schlosser. Vor rund 20 Jahren habe er das Auto in Schweden geholt und es wieder minuziös aufgebaut. Die Teile dafür habe er auf verschiedenen Trödelmärkten zusammengekauft.
Grütters Hoffnung: Die Fahrzeuge, und insbesondere der Ford, sind so selten und auffällig, dass sie nur äußerst schwer unbemerkt verkauft werden können. „Die Täter müssen völlig abgezockt sein“, sagt der 77-Jährige. Schließlich lassen sich acht Motorräder und ein Auto nur mit einem großen Transporter oder mehreren Wagen abtransportieren.
Wer für den schweren Verlust verantwortlich sein könnte? „Ich habe absolut keine Ahnung“, sagt Grütter. Die Vermutung liegt jedoch nicht all zu weit entfernt, dass die Täter wussten, dass es in den beiden Garagen etwas zu holen gibt. Ein Problem bei den Ermittlungen dürfte jedoch der lange Zeitraum sein, in dem die Oldtimer-Diebstähle stattfanden – so ereignete sich das Verbrechen innerhalb der letzten sechs Monate. Als er nach längerer Zeit mal wieder nach seinen Schätzchen schauen wollte, erfolgte vor wenigen Tagen der Schock: Beide Garagen waren leer. Lediglich zwei an der Wand angelehnte Autotüren wurden zurückgelassen. Umgehend erstattete der 77-Jährige Anzeige bei der Polizei, auch Hilferufe in den sozialen Medien inklusive Fotos wurden veröffentlicht.
Die gestohlenen Fahrzeuge sind mittlerweile zur Fahndung ausgeschrieben. Darüber hinaus dauert die Auswertung der Spuren an. „Die Ermittlungen stehen noch am Anfang, eine ,heiße‘ Spur ist bislang nicht dabei“, teilte die Kreispolizeibehörde am Montag mit. Ihr Appell: Zeugen können einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung der Tat leisten. Sachdienliche Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat 14 unter der Telefonnummer 02131/3000 entgegen.