Neuss: Schüler erhalten Nachhilfe beim Umgang mit Geld

Eine Kooperation hat den Kampf gegen die Schuldenfalle aufgenommen. 51 Jugendliche haben schon ein halbes Jahr den richtigen Umgang mit ihren Finanzen geübt.

Neuss. Es klingt so verlockend: Immer die aktuellsten Klingeltöne fürs Handy, spannende Spiele herunterladen oder öfter mal eine MMS mit witzigen Fotos verschicken. Kann ja nicht so viel kosten. Doch wenn die Rechnung ins Haus flattert, ist die böse Überraschung bei vielen Jugendlichen groß. Rund 27.000 Jugendliche unter 20 Jahren sind in NRW bereits überschuldet.

Um das Problem an der Wurzel zu packen, hat der Sozialdienst Katholischer Männer Neuss (SKM) in Kooperation mit der Diakonie und dem Internationalen Bund in Dormagen ein Präventionsprojekt mit dem Titel "Knete, Krisen, Kompetenzen" ins Leben gerufen. Finanziert wurde das Projekt durch eine Spende der VR-Bank in Dormagen über 10.000 Euro.

Von Januar bis zu den vergangenen Sommerferien wurden so insgesamt 51 Schüler der 9. und 10.Klassen an vier Hauptschulen in Neuss und Dormagen im richtigen Umgang mit den Finanzen geschult. "Viele Schüler haben schon in jungen Jahren ein Problem mit Schulden", erklärt Maria Bienefeld, Leiterin der Maximilian-Kolbe-Schule.

In Kleingruppen mit maximal 15 Teilnehmern wurden die Jugendlichen an das Thema herangeführt. Welchen Handyvertrag kann ich mir leisten? Ist eine WG günstiger als eine Ein-Zimmer-Wohnung? Welches Auto kann ich bezahlen? Diese und weitere am Alltag der Schüler orientierte Fragen wurden in den Gruppen mit geschulten Sozialpädagogen besprochen.

Die Resonanz der Schüler auf das Angebot ist nach Auskunft von Lehrern und Sozialpädagogen überaus positiv. "Viele sind zu mir gekommen und haben gesagt, sie würden nicht mehr so leichtfertig mit ihrem Geld umgehen und auch nicht mehr so leichtgläubig anderen gegenüber sein", sagt Maria Bienefeld.

"Es ist wichtig, das Tabu beim Thema Geld zu brechen", sagt auch Uwe Simons, Leiter der Schuldnerberatung beim SKM. Selbst in den Familien werde zu selten über Geld gesprochen. Ein Fehler, da durch Kreditkarten, Internet und Handys viele Stolperfallen existierten, die es zu umgehen gelte.

Dieser Meinung ist auch die Sozialpädagogin Ellen Bente, die den Kurs an der Geschwister-Scholl-Schule in Norf leitete: "Viele Eltern wissen selbst nicht, wie hoch die Kosten des eigenen Haushalts sind." So hätten die Kinder ihren Eltern sogar noch etwas vermitteln können.