Wahlsieger im Kreis Mettmann: Klaus Wiener (CDU) „Stehen vor großen Herausforderungen“
<irglyphscale style="font-stretch 985%;">Kreis Mettmann </irglyphscale> · Klaus Wiener hat erneut den Bundestagswahlkreis Mettmann-Süd geholt. Dem 62-jährigen CDU-Abgeordneten aus Haan blieb indes nicht viel Zeit zum Feiern. Es geht wieder zurück nach Berlin, wo er an diesem Dienstag an der konstituierenden Fraktionssitzung der Union teilnehmen wird.
Die Nacht von Sonntag auf Montag war kurz für Klaus Wiener – und das lag nicht etwa daran, dass der Sieger des Wahlkreises Mettmann I (Süd) sein errungenes Direktmandat im Mettmanner Kreishaus und später dann bei der CDU-Wahlparty in Langenfeld zu ausgiebig gefeiert hätte.
Der 62-Jährige, der am Vorabend stolze 36,6 Prozent der Erststimmen auf sich vereinen konnte, war am Montag vielmehr schon wieder früh in seinem Haus in Haan unterwegs, weil er sich Zeit nehmen wollte, die zahlreichen Gratulationen zu lesen, die ihn nach der Wahl erreicht hatten – einige auch von alten Freunden und Weggefährten. „Das war sehr schön und teils auch emotional“, berichtete der Politiker am Vormittag.
Da war sein Koffer mehr oder weniger schon wieder gepackt, denn Klaus Wiener wollte sich noch im Laufe des Tages wieder auf den Weg nach Berlin machen, wo er bereits am Dienstag an der ersten Sitzung der Unionsfraktion in neuer Zusammenstellung teilnehmen wird. Vorher kommen die CDU-Abgeordneten aus Nordrhein-Westfalen zusammen.
Das Wahlverhalten junger
Wähler bereitet Wiener Sorgen
Auf sie alle warten so viele Herausforderungen, dass einem beinahe schwindlig werden könnte, da ist sich auch der frühere Chefvolkswirt sicher. „Wir brauchen das ja nur mit der letzten Bundestagswahl 2021 zu vergleichen“, sagt er: „Die Leute haben große Sorgen – viel mehr noch als damals.“ Vor vier Jahren habe das Thema „Klimaschutz“ die zentrale Rolle im Wahlkampf gespielt: „Diesmal kamen Außenpolitik, Wirtschaft, Migrationspolitik und innere Sicherheit hinzu. Das Themenspektrum ist viel breiter gefächert. Und ich glaube wirklich, dass unser Land vor großen Herausforderungen steht.“
Ein Blick auf die Weltpolitik bestätige diese Einschätzung: „Wir sehen, wie sich die Koordinaten momentan überall rasant verschieben“, berichtet Wiener. Fast nichts scheine mehr so zu sein, wie man es viele Jahre lang gewohnt war. Davor dürfe die Politik, aber auch jeder Bürger, jetzt nicht die Augen verschließen: „Wir müssen Lösungen für all diese Probleme finden – und zwar in der Mitte der Gesellschaft“. Ansonsten drohe nicht nur eine Zuspitzung in der politischen Auseinandersetzung, sondern auch eine Stärkung der extremen politischen Ränder.
In diesem Zusammenhang bereitet dem Vater zweier inzwischen erwachsener Söhne eine Entwicklung besonders große Sorgen: „das Wahlverhalten unserer jungen Wähler“. Bei den 18- bis 24-Jährigen hatten diesmal 21 Prozent die AfD gewählt. 25 Prozent hatten bei der Linken ihr Kreuzchen gemacht, und auch das Bündnis Sahra Wagenknecht steht in dieser Wählergruppe mit sechs Prozent ungewöhnlich gut da. „Mehr als jeder Zweite aus dieser Altersgruppe hat also eine Partei von den politischen Rändern gewählt“, fasst Wiener zusammen. Die Altparteien hätten die Jugend demnach kaum erreicht: „Das müssen wir dringend wieder ändern.“
Damit all diese Probleme zügig und gründlich angegangen werden können, wünscht sich der promovierte Volkswirtschaftler eine stabile Regierung, die lösungsorientiert zusammenarbeitet. Rein rechnerisch kommt nach dem Wahlergebnis da natürlich die SPD in Frage. Ob es tatsächlich zu einer gemeinsamen Regierungskoalition mit den Sozialdemokraten kommt, hängt Klaus Wiener zufolge aber vor allem davon ab, ob die SPD bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und – wo erforderlich – umzudenken: „Mit dem bisherigen Führungspersonal sehe ich da durchaus Schwierigkeiten“, fügt der Christdemokrat hinzu. Aber auch in dieser Hinsicht sei ja durch das Wahlergebnis momentan einiges in Bewegung geraten.
Bei allen Herausforderungen: Eines wird sich für Klaus Wiener auch in seiner zweiten Amtszeit nicht ändern – das hat der 62-Jährige bereits in den vergangenen Wahlkampf-Wochen mehrfach durchblicken lassen. „Ich bin immer noch jedes Mal beeindruckt, wenn ich in den Plenarsaal komme und den Bundesadler erblicke“, sagt er. Es sei für ihn nach wie vor eine Ehre, „dass ich mich an diesem Ort politisch einbringen darf“. Daran werde sich so schnell auch nichts ändern.