Neuss/Shakespeare-Festival: Brandauer - „Ich spiele mich einfach selbst“

Klaus Maria Brandauer begeisterte im Globe – und gewährte zuvor Einblicke in seine Arbeit.

<strong>Neuss. "Verliebten kocht das Hirn, die Phantasie treibt Blüten", heißt es im Sommernachtstraum. Wie verliebt muss Shakespeare gewesen sein, als er diesen Klassiker der Bühnenliteratur schrieb? Es ist zu erahnen, wenn man zu den rund 1000 glücklichen Kartenbesitzern gehörte, die Klaus Maria Brandauer mit seiner ungeheuren Präsenz und Spiellust gestern auf der Bühne des Neusser Globe erlebten.

In Berlin wird der Österreicher derzeit mit Peter Steins Marathon-Inszenierung von Schillers Wallenstein gefeiert, in Neuss begeisterte er mit einem Sommermärchen, das mit lang anhaltendem Beifall, Jubelpfiffen und Bravo-Rufen belohnt wurde.

Brandauer selbst schlüpft im Verlauf des Stücks mit der größten Selbstverständlichkeit in sämtliche Rollen, während Andreas Grau und Götz Schumacher vierhändig am Flügel Mendelssohn spielen.

Der mit grenzenlosen Kräften und unvergänglichem Bubencharme gesegnete Brandauer geht mit seiner Wachheit auf der Bühne eine Verbindung mit der Musik ein, die Shakespeares mythische Welten plastisch vor Augen entstehen lassen.

Schon bei den Proben am Vormittag sieht es so aus, als habe er Shakespeare tatsächlich noch kennen gelernt. Man hört in Brandauers Stimme förmlich die Feder kratzen beim Ausschnörkeln der Buchstaben, spürt den Zorn, den Witz und das Schelmenhafte von Kobold Puck. "Theaterspielen ist Sprechtanz", sagt er selbst. Dabei gestikuliert Brandauer so raumergreifend, dass allein das Zusehen ein Genuss ist.

Auf zahlreichen Bühnen hat der Tausendsassa gespielt, dennoch ist das intime Theater-Rondell in Neuss eine Premiere für den 64-Jährigen. "Ich fühle mich wohl hier, das ist eine Riesengaudi. Ich habe gute Erinnerungen an meine Düsseldorfer Zeit und noch Freunde hier", verrät der Mime nach der Generalprobe entspannt bei einem Becher Kaffee - und gewährt dabei Einblicke in seine Theaterarbeit: "Geschichten interessieren mich. Ich bin neugierig auf Texte, die ich auf die eine oder andere Weise lebendig mache. Ob als Regisseur oder Darsteller, ist nicht entscheidend", sagt er.

"Theaterspiel ist ein Luxus, überflüssig - deshalb dürfen wir uns alles erlauben - das ist der wahre Reiz." Mit einer Mischung aus Arroganz und Souveränität, aus nonchalanter Lässigkeit und aus Erfolg gewachsenem Selbstbewusstsein fügt er hinzu: "Ich spiele mich selbst. Dabei fließt mein ganzes Leben in das Leben auf der Bühne ein, und ich nehme es von dort auch wieder mit."