Norm ist eine zu große Hürde für Heising
Talent ist bei Carl-Philip Heising zweifelsohne vorhanden. Doch noch kann der 16-Jährige sein Potenzial nicht voll abrufen.
<strong>Dormagen. Nach dem Lauf über 1500 Meter am vergangenen Freitag in Siegburg kann der 16-jährige Dormagener Mittelstreckler Carl-Philip Heising seine Hoffnungen auf die Teilnahme an den Deutschen Jugendmeisterschaften wohl begraben. Er lief um satte 20 Sekunden an der Norm (4:13 Minuten) vorbei und gab mit dieser für ihn schwachen Vorstellung seinem Trainer Willi Jungbluth einmal mehr große Rätsel auf.
Vor fünf Wochen bei den Kreismeisterschaften in Kaarst sah das alles noch viel besser aus. Da trauten viele Beobachter beim Lauf über 800 Meter ihren Augen nicht, versuchte der blonde Dormagener doch 200 Meter vor dem Ziel sich an dem seit Jahren im Kreis nicht zu schlagenden Grevenbroicher Lukas Zingel vorbeizukämpfen. Zingel wehrte diese Attacke mit letzter Kraft ab und rettete so seinen Ruf als bester Nachwuchs-Mittelstreckenläufer im Rhein-Kreis Neuss noch einmal.
Aber dass ein so junger Läufer wie der 16-jährige Carl-Philip Heising sich gleich um fünf Sekunden steigerte, war schon ungewöhnlich. Noch Minuten nach dem Rennen rang Heising nach Luft und bekam von Willi Jungbluth nur Lob zu hören - und von vielen anderen auch, denen es sehr gefiel wie angriffslustig er in Kaarst losgerannt war.
Eigentlich ist die 1500-Meter-Strecke Heisings Spezialdisziplin, doch selbst als Zweiter bei den Nordrhein-Jugendmeisterschaften vor zwei Wochen in Bottrop knackte er die Norm für die Jugend-DM nicht. Dennoch: Auch in Bottrop steigerte er sich um sechs Sekunden auf 4:15 Minuten. Mitte Mai benötigte er für diese Strecke in Köln noch 4:21 Minuten.
Heisings 800-Meter-Zeit von 2:01,37 Minuten verrät ein ganz anderes Potenzial. Ausdauernde Mittelstreckler schaffen über die 1500 Meter eigentlich immer die doppelte 800 m-Zeit (für ihn wären das rund 4:03 Minuten). Um so rätselhafter ist sein Einbruch in Siegburg.
Mit der Leichtathletik begann er schon im Alter von sieben Jahren bei der SG Zons. Bereits in der Schülerklasse konnte er sich als Mittel- und Langstreckenläufer einen guten Namen machen. Da lag es nahe, dass er einmal beim TSV Bayer landen würde, wo er vor zwei Jahren in die Gruppe von Willi Jungbluth wechselte, weil sein damaliger Trainer Mathias Haak keine Zeit mehr für ihn aufbringen konnte. "Ihm verdanke ich sehr viel, er war ein sehr guter Trainer für mich", erinnert sich Heising gerne an seine Zonser Zeit zurück.
Inzwischen trainiert der junge Athlet bis zu sechsmal in der Woche beim TSV Bayer und bewältigt den Weg von Zons zum Höhenberg mit dem Fahrrad. Seine Eltern betreiben in Zons das bekannte "Wild-Spezialitäten-Restaurant" und können daher nicht so viel Zeit aufbringen, um Fahrdienste zum Training zu leisten.
Auch sein zwölfjähriger Bruder Tjark ist beim TSV Bayer aktiv und in der B-Schülermannschaft ein erfolgreicher 1000-Meter-Läufer, während Schwester Caroline (14) keinen Leistungssport betreibt. Dennoch gibt es daheim stets genug Gesprächsstoff, wenn über Sportfeste und Training debattiert wird.
Heisings sportliche Ziele sind realistisch abgesteckt. Neben der Teilnahme an den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm Anfang August will er später noch höher heraus: "Eine Teilnahme an Europameisterschaften, das wäre schon toll", verrät er wohlwissend, dass es bis dorthin für ihn noch ein weiter und beschwerlicher Weg sein wird.
Jetzt hofft Heising aber erst einmal, dass er vor dem Meldeschluss für die Jugend-DM am 15. Juli noch einmal ein schnelles Rennen über die 1500 Meter hinbekommt und vielleicht doch noch die Norm schafft. Dafür wird er mit den Dormagener Läufern sogar noch ein Trainingslager auf Texel beziehen.