Galeria in Neuss „Wahnsinniger Ansturm“ beim Inventar-Verkauf

Neuss · Auf der ehemaligen Einkaufsfläche von Galeria Kaufhof an der Niederstraße ist der letzte Inventarverkauf im Gange – nicht nur für Großkunden. Wer Textilständer, Spiegel, Schaufensterfiguren oder Weihnachtsbäume sucht, wird fündig.

Alles, was verkauft wurde, ist mit einem Absperrband gekennzeichnet. Bei den günstigen Preisen würden viele zuschlagen, sagt Ares Krebs.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

An den Schaufenstern des ehemaligen Galeria-Gebäudes an der Niederstraße werden rote Plakate angebracht: „Zu verkaufen – wir verwerten die Einrichtung vom Kaufhof“ steht darauf. Große QR-Codes führen auf die Webseite von Ebay, wo die Firma Leicht & Co unter anderem Möbel, Dekoartikel oder auch Lego-Wände verkauft. Vor etwa einem Jahr wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt – übrig blieben jedoch Regale, sämtliche Verkaufshops und Hunderte Schaufensterpuppen. Oder gestapelte Karnevalsfiguren. Der ein- oder andere Kunde hat bereits zugegriffen: Kenntlich wird dies an rot-weißem Absperrband, das die verkauften Sachen einzäunt.

„Der Verkauf startete gerade einmal vor zwei Wochen und das Interesse ist so hoch, dass wir nicht hinterherkommen“, berichtet Bereichsleiter Ares Krebs. Er spricht von einem „wahnsinnigen Ansturm“, da täglich Großkunden aus ganz Deutschland nach Neuss kommen, um ihre Geschäfte neu einzurichten. Es sei nicht ungewöhnlich, dass bis zu zwölf Lkw mit den übrigen Möbeln vollgeladen werden. Ab sofort ist das Inventar auch für interessierte Neusser geöffnet.

Hunderte Schaufensterpuppen stehen zum Verkauf.

Foto: Melanie Zanin/Melanie Zanin(MZ)

Regale gibt es
ab 25 Euro

Dabei ist für jeden etwas: ob alte Schulbänke, Weihnachtsbäume, Vasen, oder Lotto-Jackpot-Tafeln. „Erst kürzlich wurde hier ein riesiger Osterhase von einem Altenheim erworben“, sagt Krebs. Neben den Großkunden interessieren sich auch Künstler oder Privatmuseen für die übrig gebliebene Ware. Mit einem rot-weißen Absperrband sind bereits einige verkaufte Artikel markiert. Der geplante Tag der offenen Tür findet nicht am 5. Oktober statt. Aufgrund personeller Engpässe müsse dieser auf Mitte oder Ende Oktober verschoben werden. Bis dahin können Interessenten jedoch vereinzelte Ware auf Ebay ergattern, die Absprache zur Abholung läuft telefonisch ab.

Doch wie teuer sind die Gegenstände im ehemaligen Galeria Kaufhof eigentlich? Der Preis für eine Schaufensterpuppe liegt zwischen 40 und 100 Euro. Regale können schon ab 25 Euro erworben werden. „Die Schmuck- oder Parfümvitrinen kosten normalerweise bis zu 4000 Euro, hier werden sie ab 30 Euro verkauft“, so Krebs. Gerade für junge Unternehmer seien günstige Preise wichtig, damit sie ohne hohe Schulden in das Geschäftsleben starten. Fündig werden auch Spielwarenhändler, die beispielsweise eine beleuchtete Lego-Rückwand für 200 Euro kaufen können.

Bis Ende des Jahres soll der Großteil verkauft sein

Teurer sind die Markenshops, da sie nur im Gesamtpaket erhältlich sind. Demontage und Transport müssen in jedem Fall von den Käufern selbst übernommen werden. „Alles andere können wir personell gar nicht stemmen“, sagt Krebs. Außerdem würde die Ware an Wert verlieren, sobald man sie einlagern- und verschicken muss. Besuch bekommt die Firma auch von Gastronomen, von denen einer beispielsweise die Eiswürfel-Maschine aus dem ehemaligen Restaurant in der dritten Etage kaufte. Die Sitzmöglichkeiten im vorderen Bereich kosten bis zu 400 Euro pro Stuhl: „Hier muss man jedoch bedenken, dass es sich um gutes Material handelt, da die Inneneinrichtung eines Restaurants im besten Fall mehrere Jahre halten muss“, fügt Krebs hinzu.

Der Bereichsleiter von Leicht & Co ist optimistisch, dass bis zum Ende des Jahres ein Großteil verkauft sein wird. „Sobald wir die Ware auf Ebay einstellen, ist die Hälfte nahezu sofort weg“, so Krebs. Er gehe davon aus, dass fünf Container weggeworfen werden müssen. Für eine Fläche von knapp 20 000 Quadratmetern sei das jedoch normal – in der Regel müsse man bei dieser Fläche mit Hunderten Containern an Müll rechnen. Auch hier setze das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Das Material wird voneinander getrennt und recycelt. Aktuell ist das Team damit beschäftigt, den Nachlass zu ordnen, zu bewerten und online zu stellen. Das Telefon von Bereichsleiter Krebs klingelt alle zehn Minuten – Kunden, Elektriker oder Mitarbeiter bitten um Einlass. „Egal, wie stressig es ist, am Ende ist es schön zu wissen, dass die Arbeit und die Ware wertgeschätzt werden“, sagt er.