Frau Aßmann, die zur FOM-Gruppe gehörende Regulus Invest hat nach eigenen Angaben 47 Objekte der AOK Rheinland/Hamburg übernommen. Welche Überlegung, welches Konzept steht hinter diesem gewaltigen Investment?
Natalie Aßmann von der FOM Real Estate über Pläne für Neuss Über die Aufwertung eines wichtigen Standortes
Interview | Neuss · Büro- und Wohnflächen, Fitnessstudio oder Hotel – wie das AOK-Haus an der Oberstraße genutzt werden soll.
Die FOM Real Estate GmbH mit Sitz in Heidelberg hat gemeinsam mit der Volksbank BRAWO über eine Joint Venture-Gesellschaft, die Regulus Invest GmbH, im Jahr 2021 ein Immobilienportfolio von Objekten der AOK Rheinland/Hamburg in deren Geschäftsgebiet erworben. Eines davon ist der 1986 in Neuss an der Oberstraße, Ecke Hessenstraße, errichtete und seither von der AOK genutzte Gebäudekomplex mit einer Gesamtfläche von mehr als 9000 Quadratmetern. Inzwischen ist die AOK zum Markt umgezogen, wo die neue Geschäftsstelle am Dienstag offiziell eröffnet wurde. Im Gespräch skizziert Natalie Aßmann vom Asset Management bei FOM Real Estate, wie es mit der Liegenschaft an der Oberstraße weitergeht.
Natalie Aßmann: Unser Fokus liegt darauf, ehemals gewerblich genutzte Immobilien zu revitalisieren und an aktuelle Marktanforderungen anzupassen, um eine nachhaltige Nutzung zu ermöglichen, die sowohl wirtschaftliche als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Konzepte zur Neupositionierung der zukünftig verfügbaren Flächen werden immer individuell nach Standort erarbeitet. Ob ein Weiterverkauf, eine Vermietung oder auch eine Kernsanierung mit einer anschließenden Repositionierung geplant wird, hängt von der jeweiligen Immobilie und ihrem Potenzial ab.
Was heißt das für die Neusser Immobilie? Welche Nutzung sehen Sie vor? Mit welchem Investitionsvolumen und welcher Zeitachse rechnen Sie?
Aßmann: Unser Nutzungskonzept sieht eine flexible, zukunftsorientierte Mischung vor. Neben der Nutzung als Büroflächen erwägen wir auch Konzepte wie Fitnessstudios, Micro-Appartements oder sogar eine Hotelnutzung. Je nach Marktanforderungen. Es gibt Umbau- und Renovierungsbedarf, der sowohl technische als auch optische Verbesserungen umfasst wie zum Beispiel die Modernisierung der Fassade, energetische Sanierungen und die Erneuerung der Gebäudetechnik. Das Investitionsvolumen sowie die konkrete Zeitachse hängen von der finalen Nutzungsentscheidung ab.
Wie beurteilen Sie den (Wirtschafts-)Standort Neuss im Allgemeinen und die Lage der Liegenschaft im Besonderen?
Assmann: Neuss ist ein wirtschaftlich dynamischer Standort mit ausgezeichneter Anbindung an Düsseldorf und das Rheinland. Die Lage der Liegenschaft ist optimal – zentral und in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum und zu wichtigen städtischen Einrichtungen wie dem Kreishaus und dem Theater. Die Immobilie befindet sich direkt am Hessentordamm, angrenzend an die Galopprennbahn und bietet zudem eine gute Sichtbarkeit am Platz der Deutschen Einheit. Der fußläufig erreichbare Hauptbahnhof, die Nähe zum Rhein und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten im direkten Umfeld machen den Standort zusätzlich attraktiv. Durch die langjährige Nutzung als Kundenfiliale der AOK genießt die Immobilie eine hohe Bekanntheit. Sie ist eine der wenigen großflächigen Liegenschaften in der Umgebung und bietet mit ihren 93 Tiefgaragen-Stellplätzen und der großzügigen Raumaufteilung viel Potenzial für zukünftige Nutzungskonzepte.
Warum können sich die Stadt Neuss und ihre Bürger über Ihr Engagement freuen?
Aßmann: Unser Engagement in Neuss soll langfristig zur Aufwertung eines wichtigen Standortes beitragen. In Aussicht steht, dass durch Investitionen moderne und flexible Büro- und Wohnflächen entstehen könnten, was neue Impulse auch für die lokale Wirtschaft geben würde. Darüber hinaus könnten nachhaltige und energieeffiziente Lösungen umgesetzt werden, die einen positiven Beitrag zum Stadtbild und zur ökologischen Bilanz leisten würden. Ob diese Pläne realisiert werden und von wem, hängt jedoch von den weiteren Entwicklungen und Entscheidungen ab.
Sichert Ihr Engagement Arbeitsplätze oder entstehen sogar neue?
Assmann: Wir gehen davon aus, dass durch eine mögliche Neuausrichtung und Wiederbelebung der Liegenschaft zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten – sowohl während der Bauarbeiten als auch im späteren Betrieb. Flexible Nutzungskonzepte wie Büroflächen oder ein Hotel könnten langfristig Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.
Darf der Stadtkämmerer angesichts Ihres Engagements auf zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen hoffen?
Assmann: Es könnte langfristig positive wirtschaftliche Effekte geben, die auch der Stadt Neuss zugutekommen würden. Es ist denkbar, dass durch die Belebung der Immobilie und deren Nutzung durch gewerbliche Mieter zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen generiert werden.