Neuss will gegen Tauben vorgehen
Mit Taubenhäusern soll die Population der Vögel verkleinert werden. Noch steht allerdings die Finanzierung nicht.
Neuss. Rund fünfeinhalb Jahre ist es her, dass das Konzept „Stadttauben in Neuss“ mit dem Ziel, die Population der Tiere deutlich zu verkleinern, erarbeitet wurde. Nach jahrelangem Stillstand soll die Verwaltung auf Antrag der Koalition CDU und Die Grünen nun mit der Realisierung beauftragt werden.
Der verantwortliche Dezernent Matthias Welpmann machte am Mittwoch im Umweltausschuss deutlich, dass das im Jahr 2010 vorgestellte Konzept nach wie vor Bestand habe. Dies sieht vor, die Population der Vögel mithilfe von Taubenhäusern einzudämmen, die den Tieren durch regelmäßige Fütterung als Nistplatz empfohlen werden sollen. Die Eier der so sesshaft gemachten Vögel könnten durch Gipseier ausgetauscht — und ein Bruterfolg so verhindert werden.
Die Taubenschläge sollen in ungenutzten Dachböden aufgestellt werden. Laut Matthias Welpmann hätten sich jedoch auch Flachdächer als Standorte bewährt. Das Amt für Umweltschutz hat in den vergangenen Monaten Informationen von Städten und Kommunen eingeholt, die seit Jahren Taubenprojekte durchführen. Nach den Erfahrungswerten wären drei bis vier Taubenschläge à 20 Quadratmeter Grundfläche für die Größe der Neusser Taubenpopulation ausreichend.
Die Frage, an der die Umsetzung bislang scheiterte: Wer soll die Taubenhäuser betreuen und wie werden die nötigen Maßnahmen finanziert? Im Umweltausschuss stimmte die Mehrheit der Mitglieder nun für eine Betreuung durch städtische und ehrenamtliche Mitarbeiter.
„Wir sind pessimistisch, dass sich auf die Dauer Ehrenamtler finden lassen, die die Betreuung kontinuierlich fortführen“, begründete CDU-Stadtverordnete Ingrid Schäfer ihre Wahl für die Mischvariante aus städtischen und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die Taubenplage sei ein Problem, das die Stadt Neuss notfalls allein zu tragen habe.
Michael Ziege (SPD), der das Modell mit ausschließlich ehrenamtlichen Kräften präferierte, fasste zusammen: „Wir sind alle der Meinung, dass endlich was passieren soll.“ Laut Welpmann habe die Verwaltung zwar Ideen, mit welchen Vereinen man für das Projekt in Kontakt treten wolle, konkrete Gespräche seien aber noch nicht geführt worden. Darüber hinaus sei die Finanzierung des Projektes — die Gesamtkosten für das erste Jahr belaufen sich auf 36 625 Euro — nicht gesichert: „Das Geld steht noch nicht im Haushalt und müsste bereitgestellt werden.“ Über die Realisierung und genaue Finanzierungsmöglichkeiten soll am Freitag, 1. Juli, im Rat entschieden werden.
Insbesondere die Durchfahrt zur Further Straße am Hauptbahnhof ist als Tauben-Problembezirk bekannt. Die Tiere haben sich unter dem Gebälk eingenistet und sorgen für jede Menge Dreck. Rund um die Fahrscheinautomaten türmen sich die Verunreinigungen in Schichten auf. Streckenpläne sind zum Teil nicht mehr lesbar, weil Taubenkot quer über dem Fahrplankasten verteilt ist. Das neue Konzept soll dem ein Ende bereiten.