Neuss: Zwischen Twitter und Xing

Wahlkampf: Neusser Kandidaten nutzen vor der Wahl zum Landtag am 9. Mai neue Medien.

Neuss. Knapp drei Wochen vor dem 9. Mai sind Wahlberechtigte wie Kandidaten endgültig in der heißen Wahlkampf angekommen. Die Damen und Herren Politiker kämpfen um jede Erst- und Zweitstimme: ganz klassisch auf Plakaten, während Veranstaltungen, bei Besuchen. Hinzu kommt, was bei der vergangenen Landtagswahl noch als revolutionär, längst als selbstverständlich gilt. Ansprache über das Internet.

Und da ist im Wahlkreis Neuss I eindeutig der CDU-Kandidat Jörg Geerlings vorn. Der 37 Jahre alte Parteivorsitzende tummelt sich in den Netzwerken Facebook, StudiVZ und Xing, er stellt Videos auf seine Homepage und twittert - für die Unkundigen: Er schickt Kurznachrichten für alle ins Netz.

Das sind allerdings vor allem Pressemitteilungen der CDU. Bei Facebook erfährt der Interessierte, dass der Kandidat nicht nur Fan von vielen CDU-nahen Seiten, sondern auch der Homepage von Lena Mayer-Landrut oder der Seite "Keine Macht den Linken" ist.

Gegenkandidat des CDU-Chefs in Neuss ist für die SPD Fritz Behrens, Landtagsabgeordneter, früherer Innenminister und mit Listenplatz10 seiner Partei gut abgesichert. Auch Behrens, Jahrgang 1948, ist netzwerkaktiv. Sein Internetauftritt ist ein gutes Stück schlichter als der des Konkurrenten, dafür kontert er mit der Erfahrung in der Landespolitik. Per Facebook teilt Behrens jedem, der es wissen will mit, dass die Jusos ihn auf dieses neue Medium gebracht haben und dass er sich damit erstmal zurecht finden muss (Stand: 1. März).

Zumindest die Möglichkeit, Fotos hochzuladen, scheint er schnell gefunden haben: Auf knapp 100 Bildern ist der Politiker wahlweise vor dem Hafen, auf dem Marktplatz, in Schützenuniform oder mit Sonnenbrille zu sehen. Außerdem erfährt der geneigte Leser, dass Behrens einer von 868 Fans der Seite "Kann diese Zitronenpresse mehr Fans haben als Angela Merkel?" ist. (Frau Merkel kann, sie hat 30 642 Fans).

Etwas überschaubarer ist da die Zahl der Fans auf der Facebook-Seite von Hans-Peter Fantini. Der Landtagskandidat und stellvertretende Vorsitzende der FDP Neuss kann im Vergleich zu Merkel "nur" 66 Fans vorweisen. Auf den Wahlkampf im virtuellen Netz will aber auch er nicht verzichten: Regelmäßig kommentiert der 66-Jährige Veranstaltungen seines Wahlkampf-Terminkalenders.

"Wurde heute sehr nett von den JuLis Neuss auf der Abi Parade vertreten", heißt es da, oder "Hans-Peter Fantini kommt gerade von der Abgeordnetenfahrt aus Berlin zurück. Es war sehr schön bei Dr. Bijan Djir-Sarai." Seine private Facebook-Seite ist allerdings nur für bestätigte "Freunde" aufrufbar. Wer sich nicht dazu zählt, muss mit der offiziellen Seite Vorlieb nehmen.

Keine Geheimnisse hat Hans Christian Markert. Seine persönliche Seite auf Facebook kann jeder einsehen, zudem hat der Grünen-Landtagskandidat eine eigene Internetseite und einen Blog, in dem er in Tagebuch-Manier notiert, was ihn als Landtagskandidaten umtreibt.

Wer über das Internet mehr über Markert und seine politischen Ziele erfahren will, hat auf der Homepage und bei Facebook gute Chancen. So erfährt man, dass Markert gegen Atomkraft und gegen das Kraftwerk Marl ist, dafür aber für gebührenfreie Bildung und für eine rot-grüne Freundschaft. Letzteres allerdings auf die Stadt Hamm bezogen.