Neusser genießen Stadtkirchentag

500 Jahre Reformation: Die Gemeinden in Neuss feierten das gestern rund um die Christuskirche.

Neuss. Die Atmosphäre des evangelischen Kirchentages in Neuss spiegelte das Motto „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ gestern perfekt wider. Losgelöst vom Alltag feierten zahlreiche Besucher aller Generationen und Konfessionen ein fröhliches Fest im Schatten der Christuskirche. „Der katholische Kollege hat dank Quirinus für das gute Wetter gesorgt“, scherzte Organisator Pfarrer Sebastian Appelfeller.

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In seiner Begrüßung nahm Appelfeller als Vorsitzender des Verbandes der evangelischen Kirchengemeinden in Neuss Bezug auf das berühmte Luther-Zitat vom Apfelbäumchen. Der von seinem Vorgänger Pfarrer Volker Lehnert gepflanzte sei stabiler und trage mehr Früchte als sein eigener — er sei ein Sinnbild für das schon Gewachsene, auf das man zurückblicken könne und diene als Hoffnungsträger für das Heutige und Zukünftige.

Bürgermeister Reiner Breuer hatte als bekennender Katholik den Familiengottesdienst in der Christuskirche besucht. „Ich bin Luther dankbar für die Übersetzung der Bibel, sie war wichtig für die Sprache und die Reformation“, sagte er. Viele evangelische Einrichtungen seien aus Neuss nicht mehr wegzudenken. „Die evangelischen Glaubensbrüder sind in Neuss angekommen“, meinte Breuer.

Dietrich Denker, Superintendent des Kirchenkreises Gladbach-Neuss, zitierte Luther mit „Trinken ohne Durst, Studieren ohne Lust und Beten ohne Innigkeit sind verlorene Arbeit“. In diesem Sinne ermunterte er alle Besucher, die vielfältigen Angebote der 40 Stände auszuprobieren. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und schrieb auf eine rollende Weltkugel mit dem Thema „Mal eben schnell die Welt retten“ der Neusser Eine-Welt-Initiative den Wunsch „Mit Gottvertrauen mutig aus der Braunkohle aussteigen“.

Mit Hilfe von Norbert Gumprich, Gemeindemitglied Neuss-Süd, ließen sich Holzkreuze an einer kleinen Werkbank herstellen — ohne Korpus, denn „Jesus ist auferstanden und mitten unter uns“, erläuterte er. Frederik Martinu (14) fertigte sein eigenes Kreuz und half danach anderen Kindern. Lea (10) und Joke (7) kneteten unter Anleitung von Künstlerin Claudia Ehrentraut eine mittelalterliche Stadt aus Ton. Ruby und Sophia (beide 8) bemalten Handys aus Holz.

„Es gibt viele abwechslungsreiche Stände. Und der Gottesdienst war sehr schön“, sagte Helga Steinweller. Familie Sawroch stärkte sich mit ihren beiden kleinen Söhnen bei Kaffee, Kuchen und Kaltgetränken. „Das Angebot ist super ansprechend und kinderfreundlich“, sagten sie übereinstimmend.

Monsignore Guido Assmann kann sich durchaus auch einen ökumenischen Kirchentag in Neuss vorstellen. „Wir haben schon jetzt kurze Wege und Drähte“, meinte der Oberpfarrer von Sankt Quirin.